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Mit High-Tech auf den feinsten Spuren
von DNA, Proteinen, Kohlehydraten und Sprengstoff
Europäischer Workshop über Fouriertransform Massenspektrometrie
Pressemitteilung Nr. 42 vom
25.03.2004
Vom 28. März bis zum 1. April 2004 dreht sich an der Universität Konstanz beim
7. Europäische Workshop über Fouriertransform-Massenspektrometrie alles um das
Thema Massenspektrometrie.
Die Fouriertransform-Massenspektrometrie (FTMS) ist eine der neuesten
Entwicklungen dieser analytischen Methode. Sie vereinigt als neues Messprinzip
gleichzeitig Nachweis und Analytik von Molekülen durch „Fouriertransformation“
und in einer „Ionenfalle“. Erfunden wurde die Ionenfalle bereits vor mehreren
Jahrzehnten von Wolfgang Paul, 1989 erhielt er dafür den Nobelpreis für Physik.
„Bei der FTMS geht es um höchste Nachweisempfindlichkeit mit Höchstauflösung und
Nachweis der Isotopenfeinstruktur von Molekülen. Mit keiner anderen Methode der
Massenspektrometrie erzielt man solche überragenden Leistungsdaten“, so
Professor Michael Przybylski, Gastgeber dieser Tagung für die Universität
Konstanz.
Auch die Anwendungsbereiche eröffnen neue Horizonte. „FTMS ist der Schlüssel
dafür, zum Beispiel eine feinste Strukturanalyse von Proteinen, DNA und
Kohlenhydraten zu erhalten. Bei der Erforschung von Krankheiten wie Krebs oder
Alzheimer schafft das ganz neue Möglichkeiten, da gerade hier Veränderungen in
der Feinstruktur von Molekülen, z.B. durch Einbau eines einzigen Sauerstoffatoms
in ein Protein, oft eine zentrale Rolle spielen. Mit den neuen Methoden können
aber auch bei der Terrorbekämpfung ungeahnte Wege gegangen werden. Man ist
beispielsweise dazu in der Lage, geringste Sprengstoffspuren nachzuweisen“, so
Przybylski zu den zahlreichen Anwendungsmöglichkeiten der neuen Technologien.
Erwartet werden mehr als 150 Teilnehmer aus Europe, und insbesondere auch
führende Wissenschaftler aus den USA. Auf dem Programm der Chemiker stehen mehr
als 40 Vorträge, 50 Posterpräsentationen, sowie Plenarvorträge von weltweit
führenden Wissenschaftlern der hochauflösenden Massenspektrometrie. Dazu gehören
u.a. Professor Alan Marshall, Direktor des National High Magnetic Field
Laboratory der USA (Florida State University), Professor Helmut Schwarz,
Direktor des Instituts für Organisch-Physikalische Chemie der Technischen
Universität Berlin und Professor Fred McLafferty, Cornell University, Ithaca, NY
- einer der Pioniere der gesamten Massenspektrometrie. Teilnehmer der Tagung
sind Wissenschaftler aus allen Bereichen, von den physikalischen Grundlagen,
Methodenentwicklungen bis zu analytischen Anwendungsgebieten der
Fouriertransform-Massenspektrometrie, insbesondere in der Biochemie und Medizin.
Auch die weltweit führenden Geräteherstellerfirmen sind vertreten werden neue
Entwicklungen präsentieren.
Einer der Höhepunkte der Tagung: Zwei führende amerikanische Wissenschaftler,
Professor Jean Futrell (Pacific Northwest National Laboratory) und Professor
Burnaby Munson (University of Delaware) werden für ihre wissenschaftlichen
Arbeiten im Bereich der Dissoziation großer Moleküle und der Entwicklung der
chemischen Ionisations-Massenspektrometrie geehrt. Beiden Wissenschaftlern wird
ein Sonderheft der Zeitschrift "European Journal of Mass Spectrometry" gewidmet.
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Michael Przybylski wins
Applied Biosystems Award for Excellence
in Mass Spectrometry
Professor Dr Michael Przybylski is the latest scientist to
receive a coveted award sponsored by Applied Biosystems, which recognises
individuals who have made a significant contribution to the development and
application of mass spectrometry in life sciences. Professor Przybylski was
selected by a scientific jury in recognition of his outstanding work in the area
of protein analysis.
The jury was appointed by the Board of the German Society of
Mass Spectrometry (DGMS) and led by Professor Dr Jasna
Peter-Katalinic, who acknowledged his work in her award speech: “In the past two
decades, mass spectrometry has undergone important developments and its use in
genomics and proteomics has effectively revolutionised life science research.
Novel concepts have allowed mass spectrometry to be used in a more dynamic way
and Professor Przybylski has contributed to these developments from a very early
stage. In the eighties, he used plasma desorption mass spectrometry for the
analysis of intact biopolymers and, in more recent years, has been working on
Fourier transform ion cyclotron resonance (FTICR) mass spectrometry. The results
of this work have given extraordinary insight into the biologically active
conformations of proteins and their pathophysiological changes, for example, in
the course of Alzheimer’s disease;” this work has recently provided the
elucidation of a new vaccine lead structure against Alzheimer’s disease (Nature
Medicine, 2002).
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Jasna
Peter-Katalinic presenting the
Life Science Award of the DGMS |
The photo shows (from left to right)
Jürgen Grotemeyer, Jasna Peter-Katalinic, Michael Przybylski and Holm Sommer |
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Life-Science-Preis für Prof. Przybylski
Pressemitteilung Nr. 37 vom 08.03.2004
In Würdigung seiner herausragenden Leistungen auf
dem Gebiet der Analytik der Proteine erhält Prof. Michael Przybylski den
Life-Science-Preis der Deutschen Gesellschaft für Massenspektrometrie (DGMS).
Forschungsergebnisse des Konstanzer Chemikers ermöglichten bahnbrechende
Aussagen zur Alzheimerschen Krankheit und wurden in diesem Zusammenhang bei der
Entwicklung von Impfstoffen eingesetzt, wie es in der Würdigung heißt. Die
Preisverleihung findet während der Jahrestagung der DGMS vom 8. bis 10. März in
Leipzig statt.
Michael Przybylski ist es mit zu verdanken, so die Laudatio, dass die
Massenspektrometrie als Methode zur Strukturanalyse von Biomolekülen in den
letzten zwei Jahrzehnten eine bedeutende Entwicklung im Bereich der
Lebenswissenschaften erfahren hat. Der Konstanzer Wissenschaftler habe im Rahmen
seiner Forschungsprojekte bereits in einem sehr frühen Stadium dazu beigetragen,
dass neue Konzepte zu einer dynamischen Nutzung der Massenspektrometrie
entstanden seien, heißt es in der Würdigung des Preiskomitees. Die dadurch
ermöglichten Strategien der Genomics und Proteomics hätten die biologische
Forschung stark beeinflusst, teilweise revolutioniert.
Michael Przybylski ist seit 1988 an der Universität Konstanz Leiter des
Laboratoriums für Analytische Chemie. Er besitzt die Ehrendoktorwürde der
Universität Jassy. Der von der Firma Applied Biosystems gestiftete
Life-Science-Preis ist mit 5.000 Euro dotiert und wird durch die Deutsche
Gesellschaft für Massenspektrometrie vergeben.
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Ein neues Steinbeis-Zentrum "Biopolymeranalytik /
Proteinchemie und Proteomanalytik" soll in Kürze im Laboratorium für Analytische
Chemie eingerichtet werden. Es ist geplant, den offiziellen Betrieb des
Steinbeis-Zentrums am 1. August 2003 aufnehmen.
Schwerpunkte der geplanten Tätigkeiten des neuen
Steinbeis-Zentrums sind angewandte Forschungs- und Entwicklungsprojekte und
Methodenentwicklung der Biopolymer- und Proteomanalytik, insbesondere in
interdisziplinären Kooperationen, ferner sollen Forschungs- und Trainingskurse,
Workshops und internationale Ausbildungsveranstaltungen der Biopolymeranalytik
eingerichtet werden. Ausgangspunkte für die Gründung des Steinbeis-Zentrums
waren eine Reihe von nationalen und internationalen Forschungsprojekten, u.a.
das DFG-Schwerpunktprogramm und Einrichtung eines Großgeräts "Hochleistungs-Massenspektrometrie
in den Biowissenschaften", ein multinationales EU-Projekt "MicroproteoMicS" und
ein durch das Wissenschaftsministerium Baden-Württemberg gefördertes
Pilotprojekt "Proteomanalytik". Die Einrichtung des Zentrums folgt ferner
Empfehlungen aus einer Reihe von fachübergreifenden Kooperationsprojekten
seitens der chemischen und pharmazeutischen Industrie.
Mit der Gründung des Steinbeis-Zentrums sollen
wissenschaftliche Leistungsfähigkeit und Transfer neuer Methoden im Bereich der
Biopolymeranalytik weiter verstärkt werden, vor allem in den Bereichen
hochauflösende Biopolymer-Massenspektrometrie, Proteomanalytik, molekulare
Erkennungsstrukturen und Protein-Interaktionen.
Wesentliche Zielsetzungen des neuen Steinbeis-Zentrums sind
| die Bildung neuer
fachübergreifender Kooperationen, insbesondere mit Anwendungsgebieten in den
Biowissenschaften. |
| Verstärkter Methodentransfer
mit der pharmazeutischen Industrie. |
| Die Gewinnung von
qualifizierten ausländischen Studierenden durch neue
Ausbildungsveranstaltungen und Spezialkurse im Bereich der
Biopolymeranalytik. |
In dem letzteren Bereich soll
das Steinbeis-Zentrum, u.a. einen Beitrag leisten zur Entwicklung der neu
gegründeten "Life-Science" Master-Studiengänge.
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The
photo shows (left to right) Koshizu Shimadzu and Koichi Tanaka, Shimadzu
Corporation, Michael Przybylski, Michael Glocker, and Professor Hans-Jurgen
Thiesen, head of the Department of Immunology, University of Rostock. |
The
second Proteome Forum Rostock was held at the University of Rostock on
2 September 2003 featuring the beginning of a new German-Japanese scientific
partnership. During a one-day International Symposium with invited lectures
from proteome scientists, inter alia Max Deinzer (Oregon State
University, USA), Henning Larsen (Odense University, Denmark), and Michael
Przybylski (University of Konstanz), the highlight of the meeting was the
conclusion of a scientific collaboration between the University of Rostock,
Laboratory of Medical Proteomics, headed by Professor Michael Glocker and
Shimadzu Corporation, Mass Spectrometry Laboratory directed by the 2002
Nobel Laureate in Chemistry, Koichi Tanaka. The themes of the meeting
spanning time from the "historic" remark lecture of Koichi Tanaka with the
initial experiments in the development of laser desorption mass spectrometry
techniques of biopolymers to newest developments in the lecture by Michael
Przybylski illustrating "Proteome analysis with high resolution and high
selectivity by the elucidation of a vaccine lead structure against
Alzheimer's disease". |
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Alzheimer - Wie weit ist der Weg zum Impfstoff?
Interview mit Prof. Michael Przybylski
uni'kon: Sie haben die Ehrendoktorwürde der Universität Jassy verliehen
bekommen. An welche wissenschaftlichen Arbeiten ist sie geknüpft?
Przybylski: Es wurden drei Gründe genannt: Der erste Grund sind unsere
wissenschaftlichen Arbeiten und jüngsten Veröffentlichungen im Bereich der
Alzheimer-Forschung. Hier geht es insbesondere um die Entwicklung eines
therapeutischen Impfstoffes gegen Alzheimer. Die zweite Begründung ist weiter
gefasst und bezieht sich auf die Arbeiten, die wir bereits seit einigen Jahren
verfolgen, nämlich neue Methoden der Massenspektrometrie in der
Proteomanalytik. Der dritte Grund sind unsere Arbeiten in der
Biopolymeranalytik und Biopolymer-Massenspektrometrie.
Was passiert, wenn ein Mensch an Alzheimer erkrankt?
Nach heutiger Erkenntnis ist es die zunehmende Bildung und Ablagerung von
Eiweißaggregaten im Hirngewebe. Das ganze Gehirn kann betroffen sein. Diese
Ablagerungen entstehen - wie man heute weiß - durch den fehlgeleitenden
biochemischen Abbau mindestens eines krankheitsspezifischen Proteins. Dieser
Abbau führt dazu, dass ein normales Protein, das in jedem Menschen in den
Zellen vorhanden ist, nicht mehr auf normalen zellulären Wegen abgebaut und
damit entgiftet wird. Es entstehen gefährliche Eiweißfragmente. Sie lagern
sich zu Plaqueformen im Gehirn zusammen.
Sie haben das wichtige Stichwort "Impfstoff" genannt. Was würde bei einer
Impfung gegen Alzheimer passieren, wenn es sie irgendwann gibt?
Wenn es irgendwann einen therapeutischen Impfstoff gegen Alzheimer gibt, dann
werden mit diesem Impfstoff Antikörper gebildet. Sie sind direkt gegen die
falschen pathologischen Abbauprodukte gerichtet, nämlich die Eiweißfragmente,
die sich im Gehirn zu neurotoxischen Aggregaten zusammenlagern. Das heißt, die
fehlerhaften Eiweißstoffe werden als Antigenstrukturen erkannt und auf dieser
Grundlage therapeutisch aktive Antikörper erzeugt.
Warum ist die Entwicklung eines solchen Impfstoffes so schwierig und welche
Risiken birgt dieser?
Ein Hauptproblem bei der Entwicklung von Impfstoffen ist zunächst die relative
Gefährlichkeit des Moleküls, gegen das mittels Impfstoff Antikörper entwickelt
werden sollen. Zudem müssen die Antikörper in relativ großen Mengen produziert
und verfügbar gemacht werden. Dazu braucht man entsprechend große Mengen an
Impfstoff. Wir sind mit einer schwierigen Ausgangslage konfrontiert: Der
Impfstoff selbst muss und soll zwar gegen eine gefährliche und giftige
Struktur gerichtet sein, er selbst muss aber - weil therapeutisch verabreicht
- möglichst untoxisch und damit ungefährlich sein.
In welcher Versuchsphase ist man? Gab es bereits den klinischen Versuch?
Es gibt unabhängig von unseren eigenen jüngsten Arbeiten eine erste klinische
Erprobungsphase mit einem Impfstoff zur Bildung von aktiven Antikörpern gegen
die Alzheimer-Ablagerungen. Dieser Impfstoff benutzt aber die toxischen
Eiweißfragmente und ist deshalb selbst sehr gefährlich. Auch die Verwendung
von humanidentischem Eiweißmaterial ist hoch problematisch, weil damit im
Körper schwere Abwehrreaktionen ausgelöst werden können. Aus diesen Gründen
und den aufgetretenen Nebenwirkungen hat man die Studie zur Zeit gestoppt und
arbeitet an weiteren Detailuntersuchungen.
Wie sieht Ihre Vorgehensweise aus und was ist das Besondere daran?
Unsere Arbeiten an einem Alzheimer Mausmodell verfolgen einen alternativen
Weg: Sie setzen für die Entwicklung von Impfstoffen an der genauen molekularen
Erkennungsstruktur des Antikörpers an. Diese Struktur haben wir mit Hilfe
einer von uns entwickelten massenspektrometrischen Methode an den Alzheimer-
spezifischen Antikörpern aufgeklärt, die wir aus der Maus gewonnen haben.
Was passiert bei der Massenspektrometrie genau?
Biomoleküle, zum Beispiel Eiweißstoffe, werden in strukturspezifischer Weise
in ihrer Molekülmasse identifiziert. Zum Verfahren:
In einer geeigneten Hoch- und Höchstvakuumapparatur werden geladene Teilchen
hergestellt. Diese geladenen Teilchen werden dann aufgrund ihrer molekularen
und atomaren Zusammensetzung charakterisiert. So ist es möglich, ein Molekül
in all seinen strukturellen Bauteilen zu bestimmen. Wenn wir die genaue
Struktur des Antikörpers kennen, dann können wir diese oder ihre Ausschnitte
im Labor mit heute etablierten Methoden molekular nachbauen und auch
synthetisch herstellen. Ein weiterer zentraler Schritt für die Entwicklung
eines Impfstoffes ist: Wir können mit weiteren chemischen Komponenten
arbeiten, die zur Verwendung als Impfstoff erforderlich sind. Hier sind auch
Variationen möglich. Dies birgt zum Beispiel eine Chance, durch gezielte
Kombination der Bausteine Autoimmunreaktionen vorzubeugen.
Welches sind die internationalen Partner bei Ihrem Projekt?
Die Entwicklung eines Impfstoffes, und erst recht im Bereich der Alzheimer
Krankheit, kann man eigentlich nur in einem Team und multidisziplinär
verfolgen. Unsere eigenen Arbeiten sind Bestandteil einer Zusammenarbeit mit
einer Arbeitsgruppe an der Universität Toronto. Diese hat insbesondere das
Alzheimer-Modell der Maus entwickelt und hierbei die Antikörper gewonnen, mit
denen wir die Erkennungsstruktur bestimmt haben. Eine weitere klinische
Arbeitsgruppe, mit denen wir im Kontakt sind und eine Kooperation begonnen
haben, ist an der Universität Zürich. Diese Gruppe hat auch am ersten
klinischen Versuch teilgenommen. Wir haben vereinbart, dass die menschlichen
Antikörper, die aus der ersten Impfstudie gewonnen wurden, zur Verfügung
gestellt werden, um die Erkennungsstruktur zu charakterisieren. Es gibt eine
ganze Reihe von weiteren Kooperationen im In- und Ausland mit Blick auf die
chemische und biochemische Weiterentwicklung von Strukturen, die zu einem
Impfstoff führen sollen.
Ein langer Weg zum Impfstoff - wie weit sind Sie vom Ziel entfernt?
Die derzeitige Einschätzung von Fachkollegen in Deutschland und auch
international ist: Ein wirklich funktioneller Impfstoff, der auch klinisch
anwendbar ist, wird in fünf bis zehn Jahren vorliegen. Dazu muss man aber im
einzelnen betrachten, dass ein erster Impfstoff wahrscheinlich zunächst bei
den zahlreichen schweren klinischen Alzheime-Fällen angewendet werden wird.
Für diese Fälle gibt es keine anderen Therapiemöglichkeiten. Ein solcher
therapeutischer Impfstoff könnte bewirken, dass die Alzheimer-Erscheinungen
zumindest abgemildert werden.
Kann ein Patient seine Krankheit selbst positiv beeinflussen?
Zum derzeitigen Zeitpunkt ist das schwer einzuschätzen. Wir haben das paradoxe
Problem, dass wir zwar molekulare Ansätze zur Entwicklung eines Impfstoffes
besitzen, aber eine Vielzahl von biochemischen Grundlagen noch nicht sicher
geklärt sind. Genaue Erkenntnisse, welche Detailprozesse zur Bildung der
Ablagerungen führen und wie sie ausgelöst oder abgemildert werden, gibt es
noch nicht.
Wie beeinflusst die genetische Disposition die Erkrankung?
Man kann heute im Anfangsstadium für die Entwicklung von Impfstoffen nicht
genau beurteilen, welche Auswirkungen die genetische Disposition bei der
Entwicklung von Impfstoffen hat. Aber es gibt einige sehr bekannte Fälle, bei
denen Alzheimer durch genetische Veränderungen, nämlich genau in dem
Eiweißstoff, welcher die falschen Abbaufragmente liefert, so spezifisch
verändert ist, dass diese Patienten häufig bereits im Alter von 30 bis 40
Jahren an Alzheimer erkranken. Diese genetisch bestimmten Krankheitsfälle sind
wahrscheinlich - mit aller Vorsicht gesagt - auch die ersten Patienten, die
einen besonderen Bedarf am Impfstoff haben.
Wie sieht der Arbeitsalltag bei Ihnen und Ihren Mitarbeitern aus?
Er besteht aus einer Vielzahl von Teilaufgaben, und vor allem der ständigen
Diskussion mit den Mitarbeitern, auch denjenigen anderer Laboratorien. Es geht
um die Arbeit mit den Messgeräten, aber auch um biochemische Arbeiten wie
Isolierung, Reinigung und Darstellung von Eiweißstoffen. Dies ist eine
wichtige Voraussetzung, um überhaupt mittels Massenspektrometrie arbeiten zu
können. Ein weiterer Bereich ist die Bioinformatik, die sich mit der
Auswertung der Daten beschäftigt. Das geht nur mit sehr komplexen und
speziellen Programmen, meist sogar interaktiv im Internet. Wir bewegen uns in
einem Netzwerk von ineinandergreifenden Methoden der analytischen Chemie,
Biochemie, aber auch von biomedizinischen Fachdisziplinen.
Das Interview
führte Claudia Nürnberger-Meyerhoff
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| 02/04/2003 --
ANAKON 2003 - Auf den Spuren von Dopingsündern, Alzheimer
und Mikrochips
Deutsch-Österreichisches-Schweizer Dreiländer-Forum der Analytischen Chemie
in Konstanz
Vom 2. bis 5. April 2003 findet an der Universität Konstanz zum vierten Mal
die Dreiländerkonferenz der Analytischen Chemie ANAKON 2003 statt.
Ausgerichtet wird sie gemeinsam von der Gesellschaft Deutscher Chemiker und
vom Laboratorium für Analytische Chemie der Universität Konstanz. Die ANAKON
ist das wichtigste gemeinsame wissenschaftliche Forum der deutschen, Schweizer
und österreichischen Fachgruppen der Analytischen Chemie. Bereits seit
mehreren Jahren findet sie zweijährlich in Konstanz statt. Traditionsgemäß
kann die Tagung auch viele Besucher aus den verschiedenen europäischen Ländern
verzeichnen.
Am Donnerstag, 3. April, gibt es an der Universität Konstanz für
Journalisten um 11 Uhr in Raum V 901 Gelegenheit, sich bei folgenden Experten
über tagesaktuelle Themen im Bereich Analytische Chemie zu informieren:
Prof. Georg Hoyer, Schering AG, Berlin, stellv. Vorsitzender der Fachgruppe
Analytische Chemie der GDCh, Thema: Stand und neue Entwicklung der
Doping-Analytik.
Prof. Michael Przybylski, Universität Konstanz, Thema: Bioanalytik durch
Massenspektrometrie und biomedizinische Anwendung zur Entwicklung von
Impfstoffen (z.B. Alzheimer-Vaccine).
Prof. Renato Zenobi, ETH Zürich, Thema: Spektroskopie in Einzelzellen,
Hochleistungsanalytik durch neue Entwicklungen der Nanotechnologie.
Dr. Gerhard Schlemmer, Perkin Elmer, Überlingen, Thema: Leistungsfähigkeit der
Umweltanalytik und deren Bedeutung im Bodenseeraum.
"Auch in diesem Jahr erwarten wir mehr als 250 Teilnehmer aus Hochschulen und
Industrie. Mehr als 25 Vorträge und 150 Posterpräsentationen stehen auf dem
Programm. Mit interdisziplinärer Zusammensetzung werden Experten neueste
wissenschaftliche Methoden und Ergebnisse präsentieren", so Michael
Przybylski. Als Schwerpunkte nennt er neue Methoden und Anwendungen der
Bioanalytik sowie der Nanotechnologie. So werden u.a. in Vorträgen von R.
Heeren, J. Rossier, C. Robinson und M. Przybylski, Universitäten Amsterdam,
Lausanne, Cambridge und Konstanz, neueste Ergebnisse der Massenspektrometrie
von Biomolekülen, in Mikrochip-Format, von gesamten Zellstrukturen sowie
Anwendungen zur Entwicklung von Leitstrukturen eines Alzheimer-Vaccins
vorgestellt. Einen weiteren Schwerpunkt bilden neue Verfahren der Analytik von
einzelnen Molekülen, Umweltanalytik und Analytischer Technologie an
Mikrooberflächen und Mikrochips.
Ein besonderer Höhepunkt ist der öffentlichen Abendvortrag zum Thema
Dopinganalytik, in dem Prof. R.K. Müller, Kreischa, einer der bekanntesten
Experten, an Hand der neuesten Entwicklungen die zunehmende Chancenlosigkeit
von Dopingsündern aufzeigen wird.
Das Tagungsprogramm ist nicht nur, wie die gesamte Analytische Chemie, als
"Brückendisziplin" fachübergreifend ausgelegt; es bietet auch wichtige
Austauschmöglichkeit zwischen Hochschule und Industrie sowohl in der
Geräteentwicklung wie Anwendung. Ein bereits traditionsgemäßer Programmpunkt
ist ferner das von K. Heumann, Mainz, geleitete "Forum Analytikum" für
Nachwuchswissenschaftler der Analytischen Chemie.
Ansprechpartner: Prof. Michael Przybylski,
Tel. +49/(0)7531/88-2249 oder -88-2497 |
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Pressemitteilung Nr. 166
vom 21.10.2002
Ehrendoktorwürde für Prof. Michael Przybylski
Prof. Michael Przybylski ist neuer Doctor Honoris Causa der Alexandru Ioan
Cuza Universität in Jassy. Der Konstanzer Chemiker erhielt die Auszeichnung
für seine bedeutenden Beiträge zur Proteomanalytik mittels Massenspektrometrie
und zur Aufklärung von Mechanismen und neuen therapeutischen Ansätzen im
Bereich der Alzheimerschen Krankheit.
Ein Schwerpunkt der Forschungsarbeit von Michael Przybylski besteht in der
Entwicklung von therapeutischen Impfstoffen gegen diese Krankheit. Die
Massenspektrometrie als Methode der Strukturanalyse von Biomolekülen ist die
Schlüsselmethode bei diesen Untersuchungen. Etliche Dissertationen sind auf
diesem Gebiet bereits angefertigt worden. Ihre Ergebnisse wurden auf
nationalen und internationalen Konferenzen sowie in hochrangigen
internationalen Zeitschriften (Nature) veröffentlicht.
Als weitere Begründung für die Verleihung der Ehrendoktorwürde hebt die "A. I.
Cuza" Universität die mehrjährigen Bemühungen von Michael Przybylski um den
Wissenschaftsaustausch der Fakultäten für Chemie und Biologie der Universität
Jassy mit der Universität Konstanz hervor. Gewürdigt wurde ebenso das
Engagement des Konstanzer Wissenschaftlers beim Aufbau der Infrastruktur des
Instituts für Analytische Chemie in Jassy. In den letzten Jahren haben etwa
zehn Chemiestudenten aus Jassy ihre Master-Abschlussarbeit im Konstanzer Labor
für Analytische Chemie angefertigt. Vor kurzem wurde erstmals ein Abkommen
geschlossen, auf Grund dessen Chemiestudenten aus Jassy an der Universität
Konstanz den Diplomstudiengang absolvieren können.
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