Tiere
                                                     
"Gleichwie die Morgenröte sich ausbreitet über die Berge, so kommt ein großes und mächtiges Volk, desgleichen vormals nicht gewesen ist und hinfort nicht sein wird auf ewige Zeiten für und für. Vor ihm her geht ein verzehrendes Feuer und hinter ihm eine brennende Flamme. Das Land ist vor ihm wie der Garten Eden, aber nach ihm wie eine wüste Einöde, und niemand wird ihm entgehen. Sie sind gestaltet wie Pferde und rennen wie die Rosse. Sie sprengen daher über die Höhen der Berge, wie die Wagen rasseln und wie eine Flamme prasselt im Stroh, wie ein mächtiges Volk, das zum Kampf gerüstet ist. Völker werden sich vor ihm entsetzen, und jedes Angesicht erbleicht. Sie werden laufen wie Helden und die Mauern ersteigen wie Krieger; ein jeder zieht unentwegt voran und weicht von seiner Richtung nicht. Keiner wird den andern drängen, sondern ein jeder zieht auf seinem Weg daher; sie durchbrechen die feindlichen Waffen, und dabei reißt ihr Zug nicht ab. Sie werden sich stürzen auf die Stadt und die Mauern erstürmen, in die Häuser steigen sie ein, wie ein Dieb kommen sie durch die Fenster. Vor ihm erzittert das Land und bebt der Himmel, Sonne und Mond werden finster, und die Sterne halten ihren Schein zurück."

Prophet Joel, 2, 2-10

     

 

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Heuschreckenschwarm in Südspanien, Herbst 2004. Bild von Alvaro Molina, Spanien.

 

Bei "Heuschrecken" denkt man normalerweise an apokalyptische Szenarien wie eingangs beschrieben oder in der Schilderung im Zweiten Buch Mose: die Sonne verdunkelnde Schwärme, die auf den Feldern einfallen und binnen kürzester Zeit alles kahl fressen.

Dabei ist die "Wanderheuschrecken" genannte Gruppe von etwa 10 Arten innerhalb der 20000 Heuschrecken-Arten weltweit (974 in Mitteleuropa, 74 in Deutschland) eine verschwindende Minderheit. Der Begriff "Wanderheuschrecke" ist kein systematischer, sondern ein biologischer, da eine Vielzahl mehr oder minder verwandter Heuschreckenarten darunter gefasst werden. Ihre zentrale Gemeinsamkeit ist die Fähigkeit, sich in bestimmten Zeiten zu ungeheuren Schwärmen zusammenzuschließen und weite Strecken zu überwinden.

1988 ist es afrikanischen Wanderheuschrecken gelungen, den Atlantik zu überqueren und nach Amerika zu gelangen. Diese Flugleistungen werden jedoch nicht zielgerichtet erbracht wie etwa bei Zugvögeln. Die Heuschrecken lassen sich dabei primär vom Wind verdriften.

Dies ist die eine Form der Wanderheuschrecken, wenn sie sich in der "gregaren", der schwarmbildenden Phase befinden. Normalerweise jedoch sind auch Wanderheuschrecken solitär, also Einzelgänger wie unsere einheimischen Grashüpfer. Unter optimalen Bedingungen jedoch treten die Tiere massenhaft auf und ziehen mit dem Wind übers Land.

In unserer Arbeitsgruppe verwenden wir 2 Heuschreckenarten: Die Europäische Wanderheuschrecke Locusta migratoria und die Wüstenheuschrecke Schistocerca gregaria. Diese eignen sich besonders gut für neurobiologische Untersuchungen, da sie sehr große Tiere sind mit relativ leicht zugänglichen neuromuskulären Strukturen, dabei aber noch einfach zu handhaben und zu halten. Zudem lassen sich motorische Bewegungen bei ihnen sehr leicht auslösen und sind - bedingt durch die Größe und relativ langsame Geschwindigkeit - gut zu beobachten.

       
Wüstenheuschrecke -
Schistocerca gregaria 
Europäische Wanderheuschrecke - Locusta migratoria    
     
Solitäre und gregare Heuschrecken unterscheiden sich nicht nur in ihrem Verhalten - einzelgängerisch die eine, schwarmbildend die andere - sondern auch morphometrisch, physiologisch und in der Färbung. Solitäre Heuschrecken sind in den Larvalstadien überwiegend grün, gregare eher braungelb.
     
               
  Solitäre Schistocerca gregaria, 3. Larvalstadium   Gregare Schistocerca gregaria, 3. Larvalstadium
Aber auch im adulten Tier sind eindeutige Unterschiede im Aussehen feststellbar, am deutlichsten bei den Augen: gregare Heuschrecken zeigen selten so ausgeprägte Streifen auf dem Auge wie solitäre. Darüber hinaus sind solitäre Heuschrecken sehr viel einheitlicher hellbraun gefärbt als gregare - und solitäre sind deutlich aggressiver als gregare.
 

Solitäre adulte Morphe von Schistocerca gregaria, etwa 4 Wochen alt. Man beachte die deutlich sichtbaren Streifen auf dem Auge.

 
   

Schaben

Die meisten Menschen denken beim Begriff "Schabe" wohl zunächt mit Ekel und Abscheu an Kakerlaken, Küchenschaben und Ungeziefer. Die Küchenschabe ist wohl auch die bekannteste der etwa 4000 Schabenarten. In unserem Labor befassen wir uns vorwiegend mit der Madagaskar-Fauchschabe Gromphadorhina portentosa.
   
Die flügellose, etwa 8 cm lange Madagaskar-Fauchschabe      
                         
Gromphadorhina portentosa gehört zur Familie der Blaridae, die mit etwa 1200 Arten die größte Schabenfamilie darstellt. Ihren Namen Madagaskar-Fauchschabe trägt sie zurecht: zu ihrem Verhaltensrepertoire zählt ein für ein Tier dieser Größe erstaunlich lautes Fauchen, das sie als Warn- und Verteidigungslaut einsetzt. Es entsteht durch eine spezielle Anpassung der Stigmen am 2. Abdominalsegment, die in einen trompetenartigen Tracheenast mit Schleife münden, der ausströmende Luft soweit verstärken kann, dass es wie ein Fauchen klingt.