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Luisa Banki
[luisa.banki@uni-konstanz.de]

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KollegiatInnen
Koordinator
HochschullehrerInnen


Geheime Beziehungen.
Zur Lesbarkeit der Geschichte bei Walter Benjamin und W. G. Sebald

Projektskizze
Im Kern der in diesem Projekt vorgenommenen komparatistischen Analyse des Verhältnisses der Philosophie Walter Benjamins zur Poetik W. G. Sebalds steht die Frage nach der Möglichkeit von Literatur angesichts geschichtlicher Traumata. Dabei wird Benjamins Theorie literarischer Erinnerung einerseits als Entwicklung einer Grundfigur des Diskurses der Erinnerung in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts gelesen, andererseits aber auch als Prägung der aporetischen Debatte um die gleichzeitige Notwendigkeit und Unmöglichkeit der Erinnerung an die Katastrophe von Nazismus und Shoah in dessen zweiter Hälfte, in die sich Sebald einschreibt. Bei beiden Autoren erscheint Literatur als ein Verfahren einer Retraumatisierung, denn wenn die Fortschreibungen einer Katastrophe, die sowohl historisch datierbar als auch kontinuierlich ist,  zum Ursprung eines „neuen Erzählens“ werden, so zeigt sich, dass das in der Gegenwart insistierende geschichtlich Unabgegoltene gleichzeitig die Bedingung der Möglichkeit von Literatur ist.
Anhand einer in der Arbeit entwickelten Begriffstrias von Lesbarkeit, Erzählbarkeit und Schreibbarkeit wird eine „post-katastrophische Poetik“ entworfen. Durch diese entsteht eine Lesart der Schriften Sebalds, die der vorherrschenden Interpretation seiner Werke als im Zeichen der Melancholie stehend eine andere Interpretation entgegensetzt, indem durch die Trennung von Schrift und Bedeutung der Stellenwert der Paranoia in der Erzählung herausgearbeitet wird. So wird Sebald – mit und durch Benjamin – gleichsam „gegen den Strich“ gelesen.

Kurzinformationen zur Person
Studium der Komparatistik und Anglistik an der Ludwig-Maximilians-Universität München (B.A. 2007), der Jüdischen Studien/Jiddistik an der University of Oxford (M.St. 2008) sowie der Europäischen Literaturen an der Humboldt-Universität zu Berlin (M.A. 2011).
Auslandsaufenthalte an der Université de Paris-VIII (2009) sowie der University of Chicago (2011).

Veröffentlichungen

Aufsätze / Artikel
„W. G. Sebald: Erzählung und Buchstäblichkeit“, in: Paranoia. Lektüren und Ausschreitungen des Verdachts, hg. v. Timm Ebner, Rupert Gaderer, Lars Koch u. Elena Meilicke, Wien: Turia + Kant (vorauss. 2014).

„Widerständige Schatten. Körperlichkeit in Peter Weiss‘ Der Schatten des Körpers des Kutschers“, in: Nachkriegskörper. Prekäre Korporealitäten in der deutschsprachigen Literatur des 20. Jahrhunderts, hg. v. Sarah Mohi-von Känel u. Christoph Steier, Würzburg: Königshausen & Neumann 2013, S. 189-200.

 „‚Lauter Buchstaben und Zeichen aus dem Setzkasten der vergessenen Dinge‘. Zu W. G. Sebalds Schriftdeutsch“, in: Über Grenzen sprechen. Mehrsprachigkeit in Europa und der Welt, hg. v. Tanja Pröbstl u.a., Würzburg: Königshausen & Neumann 2012, S. 173-185.

„Mourning, Melancholia and Morality: W. G. Sebald’s German-Jewish Narratives“, in: Panic and Mourning. The Cultural Work of Trauma, hg. v. Daniela Agostinho, Elisa Antz, Cátia Ferreira, Berlin: de Gruyter 2012, S. 37-48.

„Immer weiter. Operationen am offenen Leben: Philipp Schönthalers Erzählband Nach oben ist das Leben offen“, in: Polar 13 (2012), S. 179.

„‚Was bedeuten solche Ähnlichkeiten, Überschneidungen und Korrespondenzen?‘ W. G. Sebalds polybiographisches Erzählen“, in: Literatur als Lebensgeschichte. Biographisches Erzählen von der Moderne bis zur Gegenwart, hg. v. Peter Braun u. Bernd Stiegler, Bielefeld: Transcript, 2012, S. 349-376.

 „Sagbares. Zwischen Sprachen, zwischen Menschen: Gilles Roziers Un amour sans résistance“, in: Polar 11 (2011), S. 184.
 
„Elementares. Zwischen Leben und Sterben: W. G. Sebalds Nach der Natur“, in: Polar 10 (2011), S. 177.

 „Der Fortschreiter. Unterbrochene Geschichte: Walter Benjamins Denkbild ‚In der Sonne‘“, in: Polar 9 (2010), S. 187.

„Melancholy and Modernity: Dovid Bergelson’s Nokh alemen“, in: European Journal of Jewish Studies 4:1 (2010), S. 91-114.

 „Über die Grenzen der Darstellung: Die ‚Holocaust-Komödie‘“, in: Transversal – Zeitschrift für Jüdische Studien 2 (2009), S. 79-96.

„Komedia o Holokauscie - gatunek niemozliwy“ [„Die ‚Holocaust-Komödie‘ – eine unmögliche Gattung“], übers. v. A. Ubertowska, in: Teksty Drugie 4 (2009), S. 227-244.

„‚Sag ihr, es ist ein Spiel – Sag ihr, es ist ernst‘. Einige Gedanken zu Caryl Churchills Seven Jewish Children: a play for Gaza“, in: Medienobservationen (Juni 2009), non.pag.

Übersetzungen
Eric L. Santner: Was vom König übrigblieb. Die zwei Körper des Volkes und die Endspiele der Souveränität, Wien: Turia + Kant (vorauss. 2014).

Heinrich Racker, „Ethik und Psychoanalyse und die Psychoanalyse der Ethik“, in: Jahrbuch der Psychoanalyse 65 (2012), S. 107-143.

Edna O’Shaughnessy, „Ein Blick zurück auf Heinrich Rackers ‚Ethik und Psychoanalyse und die Psychoanalyse der Ethik‘“, in: Jahrbuch der Psychoanalyse 65 (2012), S. 145-155.

Roger Money-Kyrle, „Anmerkungen zu Staat und Charakter in Deutschland“, in: Jahrbuch der Psychoanalyse 64 (2012), S. 135-152.

Eric L. Santner, Zur Psychotheologie des Alltagslebens. Betrachtungen zu Freud und Rosenzweig, Berlin: Diaphanes, 2010.

Howard Rouse, „Philosophie oder Geschichte? Einige kritische Betrachtungen zum ‚Marxismus‘ in Althussers ‚aleatorischem Materialismus‘“, in: Louis Althusser, Materialismus der Begegnung, hg. u. übers. v. Franziska Schottmann, Berlin: Diaphanes, 2010.

Alenka Zupančič, Warum Psychoanalyse? Drei Interventionen, Berlin: Diaphanes 2009 (mit Felix Ensslin).

Vorträge
 „Aufträge. Zum Verhältnis von Historie und Graphie bei Robert Walser und Paul Klee“, Historiographie der Moderne. Carl Einstein, Paul Klee, Robert Walser, Internationale Tagung im Zentrum Paul Klee, Bern, November 2013.

„‚The desire to forfeit everything except my sense of vision‘ – W. G. Sebald’s Iconotextual Poetics“,  Images in Walter Benjamin’s and W. G. Sebald’s Writings, Walter Benjamin Symposium, Girona, September 2013.

 „Erzählung und Buchstäblichkeit. Die Paranoia der Literatur“, Im Spiegelkabinett der Paranoia, Workshop am Graduiertenkolleg „Mediale Historiographien“, Bauhaus-Universität Weimar, Oktober 2012.

„Erregende Schrift. Die Allegorie-Konzeption Walter Benjamins im Trauerspiel-Buch“, Erregende Schrift. Zum Begriff der Allegorie mit Benjamin und Lacan, Workshop am Institut für Wissenschaft und Kunst, Wien, Oktober 2012.

„Widerständige Schatten. Problematische Körperlichkeit bei Peter Weiss“, Nachkriegskörper. Prekäre Korporealitäten in der deutschsprachigen Literatur des 20. Jahrhunderts, ETH, Zürich, September 2012.

„Geheime Beziehungen. Das Deutsch-Jüdische bei Walter Benjamin und Franz Kafka“, Juden und Geheimnis. Verborgenes Wissen und Verschwörungstheorien, 22. Internationale Sommerakademie des Instituts für Jüdische Geschichte Österreich, Wien, Juli 2012.

„‚Treue zur Dingwelt‘. Die Lesbarkeit der Dinge bei W. G. Sebald“, „Dinge dichten und denken“ – Mensch-Objekt-Beziehungen in der modernen deutschsprachigen Literatur,Minerva Institute for German History, Tel Aviv, Juni 2012.

„Between the Discovery and the Invention of Truth: Fictional Testimony and the case of W. G. Sebald“, The Future of Testimony, University of Salford, UK, August 2011.

„‚Full of contentment in the face of death‘ – W. G. Sebald’s prose poem After Nature“, Poetry and Melancholia, University of Stirling, UK, Juli 2011.

„Psychotheologie und Literatur“, Respondenz auf Eric Santner, Salon Populaire, Berlin, Juli 2011.

„‚Buchstaben und Zeichen aus dem Setzkasten vergessener Dinge‘ – W. G. Sebald als Begründer eines Schriftdeutsch“, languagetalks 2001: Über Grenzen sprechen. Mehrsprachigkeit in Europa und der Welt, LMU München, Februar 2011.

„Mourning, Melancholia and Moral: German-Jewish Encounters in W. G. Sebald“, Panic and Mourning, 1st Graduate Conference in Culture Studies, Universidade Católica Portuguesa, Lissabon, Oktober 2010.

„Nicht mehr erzählen? Dovid Bergelsons Berliner Erzählungen im Licht von Walter Benjamins Erzähltheorie“, XIII. Symposium für Jiddische Studien in Deutschland, Düsseldorf, Oktober 2010.

„The art of storytelling – Walter Benjamin on Ibiza“, IX. Congress of the European Association of Jewish Studies, Ravenna, Juli 2010.

„Melancholie und Moderne: Der jiddische Roman am Beispiel Dovid Bergelsons Nokh alemen“, XII. Symposium für Jiddische Studien in Deutschland, Trier, September 2009.

„The Limits of Representation: ‚Holocaust Comedies‘“, International Students Conference: Witnessing Responses: A New Generation’s Perspectives on the Holocaust, Budapest, September 2009.

Lehre
SoSe 2012
Proseminar: „W. G. Sebald: Erfahrung, Erinnerung, Erzählung“

SoSe 2011
Proseminar: „Assimilation, Nationalismus und Avantgarde: Deutsch-jüdische Literatur der Moderne“