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Dominik Maeder
[dominik.maeder[@uni-konstanz.de]


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KollegiatInnen
Koordinator
HochschullehrerInnen



Krise und Transformation televisueller Gouvernementalität in US-amerikanischen Drama-Serien und deutschsprachigen Reality-Shows

Projektskizze

Das Dissertationsprojekt befasst sich in interdisziplinärer und komparatistischer Perspektive mit den zeitgenössischen Veränderungen des Dispositivs Fernsehen. Das Hauptanliegen besteht dabei darin, im Anschluss an die späten Arbeiten Michel Foucaults und die sich daraus entwickelnden Governmentality Studies einerseits sowie an fernsehwissenschaftliche Forschung (TV III) andererseits, die Transformationen in der kulturellen Konstitution von Leben, Arbeit und Selbst systematisch auf die sich wandelnden technischen, diskursiven und ästhetischen Funktionsweisen des Fernsehens zu beziehen. Medientheoretisch operationalisiert wird dies über den, die Überlegungen Markus Stauffs zur „Gouvernementalität des Neuen Fernsehens“ aufgreifenden Begriff televisueller Gouvernementalität, der neben den Praktiken, Techniken und Diskursen der Führung der Fernsehrezeption insbesondere jene Selbstbeschreibungen, die das Medium in seinen poetischen Verfahren selbst leistet, analytisch zugänglich machen soll.
Im Fokus steht dabei vor allem die formatübergreifende Rekonfiguration von Serialität im Rahmen des zur Leitform der Prime Time-Fernsehproduktion avancierten Serials. Anstatt – wie von einem Teil der aktuellen Serienforschung proklamiert – als bloße narrative Strategie zu fungieren, muss die Transformation der Serie jedoch vielmehr im Rahmen einer Diskursgeschichte des Seriellen als techné zur Bearbeitung des Verhältnisses von Differenz und Wiederholung gesehen werden. Die innovativen televisuellen Figuren, Narrative und ästhetischen Strategien von Drama-Serien und Reality-Shows sind dementsprechend als Effekte dieser Reformatierung des Seriellen zu beschreiben. Genau dort, wo das Fernsehen mit einer Poetik des Serialen an seine genuinen Konstitutionsverfahren rührt, ist daher die kulturelle Relevanz des Mediums für eine postliberale Gesellschaft neu zu bestimmen.
An ausgewählten US-amerikanischen Drama-Serien (u.a. In Treatment, Breaking Bad, True Blood) sowie deutschsprachigen Reality-Shows (u.a. Big Brother, Germany’s Next Topmodel, Ich bin ein Star, holt mich hier raus!) werden in den Analysen die Kongruenz-, Interferenz- und Divergenzmomente zwischen einer Anleitung der Mediennutzung und den in den Programmen selbst vorgeführten Techniken, Figuren und Narrativen des Regierens herausgearbeitet, insofern sie innerhalb der gemeinsamen Form des Serialen prozessieren.
Wird dabei entgegen der vorherrschenden Tendenz, ‚Quality‘- und ‚Trash‘-TV gegeneinander auszuspielen, an der Einheit des Gegenstands festgehalten, so sollen die Analysen, die Makro- (Staffel), Meso- (Episode) und Mikroebene (Sequenz) gleichermaßen umfassen, insbesondere die unterschiedlichen Referenzmechanismen von Fiktion und Reality-Dokumentation berücksichtigen. Ermöglicht ein Begriff televisueller Gouvernementalität gerade die gleichrangige Thematisierung von Praktiken und Poetiken televisueller Führungen im wie am Fernsehen, so lässt sich die Differenz zwischen Fiktion und Reality als divergierende Fokussierung von televisueller Selbst- und Fremdreferenz fassen, die jedoch einem gemeinsamen Paradigma des medialen Regierungsdispositivs unterstellt bleibt.
Schließlich sollen die Ergebnisse der Analysen komparatistisch rückbezogen werden auf die sinnfällige, mit dem Genreunterschied zusammenfallende kulturelle Differenz, die sich auf der Produktionsebene manifestiert: Während US-amerikanische Prime Time Serials im deutschsprachigen durchaus breit rezipiert werden, hat sich bislang außerhalb des Reality-Feldes noch kein Produktionsmodell gefunden, das zu einer ähnlich gelagerten Transformation des Seriellen im deutschsprachigen Dramabereich geführt hätte. Neben der Differenz von  Technik, Ökonomie und Regulation der jeweiligen Mediensysteme ist dabei insbesondere eine historische Rückvergewisserung hinsichtlich der divergierenden Darstellungstraditionen von Subjektivität und Gemeinschaft angezeigt.

Curriculum Vitae

  • Seit 2011 Stipendiat im DFG-Graduiertenkolleg „Das Reale in der Kultur der Moderne“, Universität Konstanz
  • Seit 2009 Doktorand an der Universität Wien (Betreuer: Prof. Dr. Wolfgang Müller-Funk)
  • 2009 Master of Arts in Medienkulturanalyse an der Heinrich-Heine-Universität Düsseldorf
  • 2006 Bachelor of Arts in Medien- und Kulturwissenschaft an der Heinrich-Heine-Universität Düsseldorf
   
  Veröffentlichungen
 
Vorauss. 2011

Das serielle Subjekt. Skizze zur Poetologie des serial dramas. In: Eichner, Susanne/Mikos, Lothar/Winter, Rainer (Hg.): „Transnationale Serienkultur. Theorie, Ästhetik, Narration und Rezeption neuerer Fernsehserien.“ Wiesbaden: VS Verlag [in Vorbereitung]

Transfusionen des Humanen. Zur visuellen Poetik des Blutes in Dexter und True Blood. In: Borsò, Vittoria (Hg.): „Die Kunst, das Leben zu »bewirtschaften«. Biós zwischen Politik, Ökonomie und Ästhetik.“ Bielefeld: transcript [im Erscheinen]        

2011

„Better living through death.“ Zur Gouvernementalität medialer Trauerarbeit am Beispiel von Six Feet Under. In: Innerhofer, Roland/Rothe, Katja/Harrasser, Karin (Hg.): „Das Mögliche regieren. Gouvernementalität in der Literatur- und Kulturanalyse.“ Bielefeld: transcript, S.152-170

2010

Zwischen Eingedenken und Unvergesslichem. Erinnerungsformen in den Romanen Jorge Semprúns. In: Dieckmann, Bernhard/Malmede, Hans/Ullmann, Katrin (Hg.): „Identität – Bewegung – Inszenierung“. Frankfurt a.M.: Peter Lang Verlag, S.39-54

“Something between a mother and a waitress”. Zur zeitlichen Logik sekretarieller Sorge in Mad Men. In: Jucquois-Delpierre, Monique (Hg.): „Female figures in art and media/Frauenfiguren in Kunst und Medien/Figures de femmes dans l’art et les médias“, Frankfurt a.M.: Peter Lang Verlag, S.229-248

 

Rezensionen und Tagungsberichte

Vorauss. 2011 

Rezension Robert Blanchet/Kristina Köhler/Tereza Smid/Julia Zutavern (Hg.): Serielle Formen. Von den frühen Film-Serials zu aktuellen Quality-TV- und Online-Serien
In: rezens.tfm, e-Journal für wissenschaftliche Rezensionen, 2/2011

 

2011

Tagungsbericht Klassenproduktion. Fernsehen als Agentur des Sozialen. Wien, 9.-11.6.2011, In: Zeitschrift für Medienwissenschaft online (Juni 2011)

Rezension Joseph Vogl: Das Gespenst des Kapitals
In: rezens.tfm, e-Journal für wissenschaftliche Rezensionen, 1/20, online


  Vorträge
   
2011

Insular Selves, Connected Communities. LOST, Dschungelcamp and the Governmental Poetics of Being Cast Away
“LOST in Media”, Tagung des Forschungsschwerpunktes “Die Fernsehserie als Reflexion und Projektion des Wandels“, Bauhaus-Universität Weimar, 25.11.2011

(Re-)Orienting the Familial. Televisual Domesticity in Contemporary US Serial Drama
“(Dis)Orientation. (Dis)Orienting Media and Narrative Mazes”, Internationale Konferenz an der Ruhr-Universität Bochum, 11.11.2011

The Walking Dead, True Blood and the Survival of Television
“Argh! Brains! Blood! Argh! Zombosium! A Symposium on Zombies“, University of Winchester, 28.10.2011

2010

Flash als Kaskade: Rekursive Erzähltechnik und Gefahrensinn in der US-Serie FlashForward
„Loopings“, Jahrestagung der Gesellschaft für Medienwissenschaft in Weimar, 1.10.2010

Transfusionen des Humanen. Zur visuellen Poetik des Blutes in Dexter und True Blood.
„Biopolitik, Bioökonomie und Biopoetik im Zeichen der Krisis“, Internationale Konferenz an der Heinrich-Heine-Universität Düsseldorf, 23.1.2010

Processing the Subject. Towards a Poetology of Serial Television.
„Contemporary Serial Culture. Quality TV Series in a New Media Environment“, Internationale Konferenz an der Hochschule für Film und Fernsehen Potsdam-Babelsberg, 15.1.2010

2009

„Better living through death.“ Zur Gouvernemedialität neuerer US-amerikanischer TV-Serien am Beispiel von Six Feet Under.
„Das Mögliche regieren“, Graduiertenkonferenz an der Universität Wien, 4.7.2009

Das Bild als Leiche. Medienästhetische Überlegungen zur TV-Serie “Six Feet Under”.
„Schrift und Bild – Literalität und Visualität“, Forschungskolloquium an der Heinrich-Heine-Universität Düsseldorf, 23.1.2009


   
  Lehre
   
2007 - 2009

Assistant Teacher am Institut für Kultur und Medien, Heinrich-Heine-Universität Düsseldorf (Konzeption und Durchführung zweier Bachelor-Seminare)

2005 - 2007 Studentische Hilfskraft mit Tutorentätigkeit am Institut für Kultur und Medien, Heinrich-Heine-Universität Düsseldorf
   
  Lehre
2006 - 2009

Freier Journalist (v.a. NRZ Düsseldorf)