Nike Dreyer
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KollegiatInnen
Koordinator
HochschullehrerInnen
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Unberechenbare Kunst. Das Tier in der zeitgenössischen Installation.
Projektskizze
Dieses Projekt möchte einen Blick auf die Bedeutung von Tieren in der zeitgenössischen Kunst werfen. Kunst, die unter Beteiligung von nichtmenschlichen Lebewesen ausgestellt wird, war nicht nur 2012 bei der dOCUMENTA (13) ein prominentes Thema. Schon seit den frühen 60er Jahren beziehen Künstler wie Joseph Beuys, Jannis Kounellis, Yayoi Kusama oder Richard Serra lebendige Tiere in ihre Arbeiten ein. Tiere waren und sind als Material in der bildenden Kunst historisch und aktuell präsent. Doch dürfen sie in der zeitgenössischen Kunst auch Protagonisten werden? Die Schwierigkeit einer Antwort verweist auf das fragile Verhältnis der Spezies zueinander und reflektiert auch die Schwierigkeiten einer Definition des Menschlichen.
Mit seinem Text „Das Tier, das ich also bin“ stellt Jacques Derrida die These auf, dass das richtige Denken erst in der Auseinandersetzung mit dem Anderen des Menschen, dem Tier, beginne. Ihm geht es um eine „Limitrophie“, eine Theorie des Grenzhaften, mit der Grenzen nicht aufgehoben, sondern vervielfältigt und in ihrer Bedeutung breiter gefächert werden sollen. Das Tier als kulturell tradierter Repräsentant des Natürlichen wird in der Sphäre der Kunst zu einem besonderen Signifikanten des Realen. Diese fragile Grenze will die hier vorgestellte Arbeit im Sinne Derridas nutzen, um Fragen an verschiedenen Kunstinstallationen, die lebendige Tiere inkludieren, auszuprobieren. Ist die Kunst der moderne Zoo und Tiere also nur objektivierbar? Oder können Kunstinstallationen neue Anstöße für eine Veränderung der Verhältnisse und einer Vervielfältigung der Grenze zwischen Mensch und Tier bieten? Giorgio Agamben vermutet in seinem Buch „Das Offene“ in Anlehnung an Heidegger, dass die Beziehung zwischen Mensch und Tier einem ähnliche Paradigma folge, wie der Widerstreit, der sich in einem Kunstwerk zwischen Welt und Erde austrage. Was lässt sich also über das Verhältnis zwischen Tier und Mensch an der Gegenwartskunst ablesen? Installationen, mit der sich diese Arbeit beschäftigen wird, sind unter anderem Pierre Huyghes „Untilled“ (2011-12), dessen Protagonistin die Podenco-Hündin „Human“ ist, Carsten Höllers „Soma“ (2010), der zusammen mit Rosemarie Trockel auch „Ein Haus für Schweine und Menschen“ (1997) entwarf, sowie Kristina Buchs „The Lover“ (2012).
Abstract
Unpredictable Art. Animals in Contemporary Art Installations.
In my work I focus on the occurrence of living animals in contemporary art. Art that includes non-human animals has not only been a prominent feature of the dOCUMENTA (13) in 2012. Ever since the early 60s artists like Joseph Beuys, Jannis Kounellis, Yayoi Kusama or Richard Serra included living animals in their works. Animals have been and continue to be present as material. But are they protagonists or producers of art? The difficulty of an answer points towards the fragile relationship between the species.
With his text “The Animal, That Therefore I Am” Jacques Derrida formulated the thesis, that real thinking only happened in the discussion with the Other of the human, the animal. He was interested in the “liminality”, a theory of the border, with which borders would not only be abolished, but multiplied. Animals as traditionally used representatives of the “natural” are becoming a particular significant of the real in the realm of art. The here presented work wants to use this fragile border and ask several questions concerned with art installations of the contemporary: Are animals objects in art as they continue to be in zoos? Or do art installations offer new impulses for a change in the relationships between non-human and human animals? What can be said about the change in relationship between them? Installations, that are of interest for this thesis, are amongst others Pierre Huyghe’s “Untilled” (2011-12), whose protagonist was Podenco dog “Human”, Carsten Höller’s “Soma” (2010), who together with Rosemarie Trockel also created “A House For Pigs and People” (1997), as well as Kristina Buch’s “The Lover” (2012).
Kurzinformationen zur Person
Seit April 2014 |
assoziiertes Mitglied am Graduiertenkolleg „Das Reale in der Kultur der Moderne“, Universität Konstanz |
2013-2016 |
Promotionsstipendiatin der Stiftung der deutschen Wirtschaft |
2013 |
kuratorische Assistenz bei Eva Birkenstock für die Ausstellung „Die Sinthome-Partitur“ von Dora García, Kunsthaus Bregenz |
Seit 2012 |
Promotionsstudium im Fachbereich Literaturwissenschaft an der Universität Konstanz |
2011-2012 |
M.A. Contemporary Art Theory, Goldsmiths College London |
2008-2011 |
B.A. Literatur-Kunst-Medien mit Nebenfach Soziologie, Universität Konstanz |
2007 |
Secondary School Diploma, Appleby College, Oakville |
Lehre
SoSe 2016
- „Ethische Ästhetik. Lebendige Tiere in der zeitgenössischen Kunst. Ein Schreibseminar.“
SoSe 2013
- „…und jetzt ist es Kunst! Diskursanalytische Betrachtungen vom 19. Jahrhundert in die Moderne“ (zusammen mit M.A. Cathrin Hauswald)
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