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Die Versuche der realistischen Literatur in der letzten Hälfte des 19. Jahrhunderts, sich nüchtern und mit einem sogenannten prosaischen Blick auf das Kleine oder das Kleinliche zu gestalten, werden allzu häufig in der Sekundärliteratur kritiklos hingenommen. Bei näherer Betrachtung stellt sich eine Tiefendimension der realistischen Literatur heraus. Es gelingt ihr, gerade mittels mimetischer Erzählstrategien und desillusionierender Darstellungsweisen, deren Anpassung an die zeitgenössischen Wirklichkeitsbedingungen als selbstverständlich angenommen wird, doch wider Erwarten Bezug auf “das Große“ zu nehmen. Meine Dissertation ("Auf Schleichwegen. Modulations of the Sublime in Nineteenth-Century German Realism") fragt nach Verortung und Wirkung des Erhabenen im realistischen Erzählen und geht der Vermutung nach, dass ein spürbares Unbehagen in der realistischen Prosa auf eine allzu intime Beziehung zu Mechanismen des Übermäßigen zurückzuführen ist, die ausgeschlossen werden soll. Geplant sind Kapitel zu Adalbert Stifters magnetischem Gewitter, dem Index eines kaum wahrnehmbaren Leidenschafts- und Sturmsystems, zu Wilhelm Raabes übergewichtigem Bürger Stopfkuchen und dem Exzessiven seiner komischen Sprache, und zu dem unkontrollierbaren Einbrechen von Friedrich Theodor Vischers tückischem Objekt in den systematisierenden Versuch seiner ‚wissenschaftlichen Ästhetik.
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