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Die bisherige Amokforschung wird von stark normativen und populärwissenschaftlichen Debatten beherrscht, die sich zwischen einer wenig reflektierten Pathologisierung der Gesellschaft einerseits und der individuellen Psyche des Täters andererseits bewegt. Eine wertfreie Herangehensweise, die Amok als historisch kontingenten Begriff begreift und nach seiner sozialen Konstruktion fragt, wurde von den Sozialwissenschaften bisher wesentlich vernachlässigt. Das vorliegende Forschungsprojekt will diese Lücke schließen und betrachtet Amok als ein Ereignis, das aus der Beobachterperspektive als ›grundlose‹ Gewalt wahrgenommen wird (›void‹) und fragt nach den diskursiven Mitteln und rhetorischen Strategien der Massenmedien, die das Unfassbare wieder kommunikativ anschlussfähig machen und in eine ›tale of void‹ (Giesen) transformieren. Diese Arbeit geht von der These aus, dass die diskursive Konstruktion von ›sinnloser‹ Gewalt zwischen der Wahrnehmung von Amok als unausweichlich und unbeherrschbar aus der ›Umwelt‹ hereinbrechenden Gefahr und Amok als Ergebnis einer gescheiterten Risikowahrnehmung verläuft, bei der sich die Frage nach Verantwortung und Prävention stellen lässt. Als empirische Fallstudie soll die Berichterstattung der Medien ›Die Zeit‹, ›Frankfurter Allgemeine Zeitung‹, ›Süddeutsche Zeitung‹, ›die Tageszeitung‹ und ›Der Spiegel‹ über die deutschen Amokläufe in Erfurt, Emsdetten und Winnenden herangezogen werden. Das empirische Material soll sowohl inhalts- als auch narrationsanalytisch untersucht werden, um Prozessstrukturen sowie den zeitliche Zusammenhang bzw. die massenkommunikative Trägheit zwischen dem Ereignis und seiner Kodierung mitberücksichtigen zu können.
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