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Geschichten zerstören.
Projektskizze: Das Dissertationsprojekt versteht sich als literaturwissenschaftlicher Beitrag zur kulturwissenschaftlich orientierten Erzählforschung, die das Erzählen als fundamentale kognitiv-sprachliche Operation unter den kulturellen Verfahren zur ,Bewältigung von Welt‘ diskutiert. Es befasst sich mit österreichischen Prosatexten des vergangenen Jahrhunderts und untersucht, auf welche Weise die Texte Praktiken narrativer Realitätsorganisation und deren Abhängigkeit von impliziten Konzepten berichtend aufbereiteter Handlung reflektieren; die Arbeitshypothese lautet, dass die mitunter polemische Abwendung vom Prinzip mimetischer, Wirklichkeit repräsentierender Narration in Thema und Form ein Spezifikum österreichischer Epik darstellt. Dazu resümiert die Arbeit zunächst entlang einiger Klassiker der Narratologie Aspekte funktional intakten Erzählens, die ex negativo Möglichkeiten seiner Subversion in sich schließen. Der folgende kulturgeschichtliche Abschnitt fokussiert ein Phänomen, das Thomas Bernhard als Morbus austriacus bezeichnet: die mentale Verfasstheit des früheren Vielvölkerstaats, die sich u.a. in der Bevorzugung kollektiv-rhetorischer Praktiken gegenüber subjektiv-narrativer Kohärenzstiftung äußert und aus diversen Quellen speist – thematisiert werden die Bedeutung barocker Habsburger Prachtentfaltung, des katholischen Ritus und bürokratischer Kanzlistik für das Schreiben österreichischer AutorInnen. Im Hauptteil des Projekts mündet die vorbereitende Auseinandersetzung mit Stifter als Wegbereiter erzählkritischer Tendenzen im 19. Jahrhundert in die Analyse von Texten Ludwig Wittgensteins, Robert Musils, der Wiener Gruppe, Thomas Bernhards, Elfriede Jelineks und Marianne Fritz’. Auf Basis der erzähltheoretischen und kulturhistorischen Einführung stellt die Untersuchung diverse Techniken praktizierter Antinarrativik in ihrer Besonderheit dar, unternimmt darüber hinaus aber auch den Versuch einer narratologischen Systematisierung, um Begriffe für das vermeintliche Paradox der zerstörerischen poiesis österreichischen ,Nichterzählens‘ zu gewinnen. Auf diese Weise gilt es zu spezifizieren, inwiefern das Textkorpus nicht bloß die Implikationen traditioneller Erzählformen desavouiert, um sich etwa in sprachlicher Selbstbezüglichkeit zu verlieren, sondern im Gegenteil darum bemüht ist, adäquatere Mittel des literarischen Weltzugriffs zu etablieren, die der Komplexität der Relation von Realität, Kognition und Sprache gerecht werden sollen. Kurzinformationen zur Person:
Veröffentlichungen:
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