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Thorben Päthe 

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KollegiatInnen
Koordinator
HochschullehrerInnen



Epochen und Figurationen des deutschen Geistes.
Zur Geschichte eines emblematischen Begriffs 


Projektskizze

Das Dissertationsprojekt „Epochen und Figurationen des ‚deutschen Geistes’“ untersucht den „Geist“ als das emblematische Chiffre eines spezifischen deutschen Kulturmodells, das Identitätsfigur und identitätsstiftender Begriff zugleich ist und als solches in der Zeit der Nationalstaatenbildung (und damit der Ausbildung einer nationalen Identität) wirkmächtig wird und es über das neunzehnte Jahrhundert hinaus bleibt. Ausgehend von den Krisendiskursen des frühen zwanzigste Jahrhunderts (u.a. Schmitt, Kantorowicz, Troeltsch, Mann, Hofmannsthal, Borchardt, Pannwitz) steht dabei insbesondere die Frage des kulturellen Anschlusses nach 1945 zur Diskussion, in der das nationale Emblem des „deutschen Geistes“ desavouiert, nicht aber die bislang in ihm gebündelten Denkfiguren – Humanität, Bildung, Weltbürgertum, Welt-Verstehen, die deutsche Territorialstaatsproblematik, eine spezifische Idealismus- und Romantikrezeption, Reichs- und Europadenken –, die sich ausdifferenzieren.
Anhand literarischer, aber auch soziologischer, politischer, juristischer und theologischer Texte soll die Geschichte des deutschen Geistes in Bezug auf die herauszuarbeitenden Traditionsstränge dieser Denk- und Affektfiguren sowie die Frage, wie das „Verschwinden“, dieses Phänomen des „Vergessens“ (als virulentes Problem nach 1945), zu fassen ist, analysiert werden. Hierbei geht es weniger um eine chronologische Darstellung als vielmehr um die Offenlegung der Kontinuitäten und Zäsuren dieser keineswegs linear verlaufenden Traditionsstränge (s. Mann, Hofmannsthal; vgl. Dumont 1991). Beabsichtigt ist, die Geschichte des Emblems als Emblem darzustellen und der Frage nachzugehen, wie und auf welche Weise der Geist weiterhin durch die Geschichte „spukt“.