Sandra Beate Reimann
[sandra.reimann@uni-konstanz.de]
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KollegiatInnen
Koordinator
HochschullehrerInnen
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Von der Krümmung zur Topologie. Raum im Spätwerk von Richard Serra
Projektskizze
Der Bildhauer Richard Serra (*1939) befasst sich in seinen Skulpturen stets mit der Kategorie Raum und der Wahrnehmung des Raumes. Er entwirft dabei seine Arbeiten im Hinblick auf einen leiblichen, sich bewegenden und erinnernden Betrachter. Ausgangspunkt des Forschungsprojektes ist meine Beobachtung, dass insbesondere in Serras jüngeren Skulpturen der letzten zehn Jahre ein neuer räumlicher Aspekt, die Auseinandersetzung mit topologischen Konfigurationen und einem topologischen Raumdenken, vorliegt. Der topologische Aspekt in Serras jüngerem Werk ist identifizierbar anhand mehrerer Entwicklungsstränge. Diese umfassen die verstärkte Verwendung von Krümmungen im Formenvokabular des Künstlers, die Bezugnahme auf topologische Figuren (Sphäre, Torus, Möbiusband) und topologische Operationen, sogenannte Homöomorphismen (Falten, Stülpen) sowie die Frage nach der Orientierbarkeit von Räumen und den Kategorien Innen und Außen.
Das Ziel dieses Dissertationsprojektes ist es, Serras jüngere Skulpturen mithilfe von Konfigurationen der mathematischen Topologie wie auch im Rahmen eines topologischen Denkens der Philosophie zu interpretieren und damit einen Beitrag zur Relevanz des topologischen Raumdenkens in den Künsten wie den Kulturwissenschaften zu leisten. Dabei soll kein rein mathematischer Topologiebegriff, sondern ein topologisches Denken im weiteren Sinne herangezogen werden und aufgrund der nachweisbar intensiven Auseinandersetzung Richard Serras mit den Schriften des französischen Philosophen Maurice Merleau-Pontys ein phänomenologisch geprägten Ansatz zum Tragen kommen. Im weiteren Horizont des Projektes stehen darüber hinaus die Untersuchung von Anschlüssen und Brüchen des topologischen Raumdenkens in den jüngeren Arbeiten Serras mit den vorliegenden Raumkonzepten in seinen früheren Arbeiten sowie die Analyse des Verhältnisses zu einem Kontext topologischer Raumauffassungen im amerikanischen Postminimalismus.
Abstract:
Space and perception are persistent themes in the sculptures of Richard Serra (born 1939). He develops his works with a physical observer in mind, a moving observer who is able to both perceive and remember spatial phenomena. The departure point of my research project is my observation of an introduction of a new spatial aspect dealing with topological configurations and topological thinking into Serra’s recent sculptures from the last decade. This topological aspect of his recent work can be identified through various threads of development, specifically through a marked increase in the use of curvature in his artistic vocabulary, through the reference to topological configurations (sphere, torus, and Möbius band) and topological operations, known as homeomorphisms (examples of which are folding and inversion), as well as through the exploitation of the notion of orientability, which is related to the categorization of the concepts of inside and outside.
The goal of this project is to interpret Serra’s recent sculptures in terms of mathematical topology and in the framework of a topological philosophical thinking, and thus contribute to the relevance of topological-spatial thinking in the arts and humanities. Topological thought will be treated in a wider sense, beyond its pure mathematical notions. Based on Richard Serra’s demonstrable intensive study of the work of the French philosopher Maurice Merleau-Ponty, a phenomenological approach will be used in my thesis. Moreover, the broader scope of my project will encompass the analysis of the relation of continuity and discontinuity to the topological-spatial thought of Serra’s recent works and the spatial concepts in his former sculptures, as well as the investigation of connections to the broader context of topological-spatial thinking in American postminimalism.
Curriculum Vitae
2003 - 2009 |
Magisterstudium der Kulturwissenschaften im Hauptfach mit den Nebenfächern Kunstgeschichte und Volkswirtschaftslehre an der Universität Leipzig |
November 2008 |
Magisterarbeit am Institut für Kulturwissenschaft und am Institut für Finanzwissenschaft der Universität Leipzig „Kulturranking in Leipzig. Ein kulturpolitisches Steuerungsinstrument aus kulturwissenschaftlicher und finanzwissenschaftlicher Perspektive“ |
seit 2009 |
Promotionsstudium der Kunstgeschichte an der Universität Wien, seit 1. Oktober 2009
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seit 2010 |
Stipendiatin im Graduiertenkolleg „Das Reale in der Kultur der Moderne“, Universität Konstanz
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Wissenschaftliche Publikationen
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2013
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innen―außen. Topologisches Raumdenken in Serras Band, Sequence und Cycle, in: Olga Moskatova, Kathrin Schönegg, Sandra Beate Reimann (Hg.): Jenseits der Repräsentation. Körperlichkeiten der Abstraktion in moderner und zeitgenössischer Kunst, München 2013 (im Druck) |
2012
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Raum im Fluss. Dirk’s Pod von Richard Serra, in: ALL-OVER, Nr. 3, Oktober 2012. URL: http://allover-magazin.com/ |
2010 |
gemeinsam mit Thomas Lenk und Andreas Oelsner, Von der Nutzwertanalyse zum Kulturranking – Erfahrungen am Beispiel der Messestadt Leipzig, Arbeitspapier des Instituts für Öffentliche Finanzen und Public Management, Finanzwissenschaft der Universität Leipzig Nr. 42, Wirtschaftswissenschaftliche Fakultät, Leipzig, Februar 2010. |
2008 |
Kunst schafft Öffentlichkeit! Entwicklung und Funktion von Skulptur im öffentlichen Raum auf der documenta und den Skulptur Projekten Münster, in: Stefanie Bräuer et al (Hg.): Kunst Macht Öffentlichkeit, Beiträge des 73. Kunsthistorischen Studierendenkongresses, 30. November – 02. Dezember 2007 in Berlin, Berlin 2008. |
Herausgeberschaften |
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2013 |
gemeinsam mit Olga Moskatova und Kathrin Schönegg, Jenseits der Repräsentation. Körperlichkeiten der Abstraktion in moderner und zeitgenössischer Kunst, München 2013.
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Kunstkritiken und Buchrezensionen |
Am Rande des Abgrunds. Staatliche Kunstsammlungen Dresden: Martin Eder – Der dunkle Grund, in: artmagazine, 23.04.2009 Bereichernde Kombination. GfZK – Galerie für Zeitgenössische Kunst: Carte Blanche IV: Mark Lombardi, Julius Popp, in: artmagazine, 08.01.2009 |
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Blackbox statt White Cube. Stiftung Federkiel – Halle 14: Von der Unbestimmtheit, in: artmagazine, 03.08.2009
Streben nach Unsterblichkeit. Museum Gunzenhauser - Kunstsammlungen Chemnitz, in: artmagazine, 20.04.2008 |
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Entstaubt und Eventbereinigt. Buchrezension von Barbara Steiner und Charles Esche (Hg.): Mögliche Museen, Köln 2007, in: Kunststoff. Das Kulturmagazin aus Mitteldeutschland, Heft 9, März 2008, S.60.
Ausstellung mit Preisschild. GfZK – Galerie für Zeitgenössische Kunst: Freundliche Feinde, in: artmagazine, 27.02.2008 |
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80 Chinesen. Buchrezension von Uta Grosenick und Caspar H. Schübbe (Hg.): China Art Book, Köln 2007, in: Kunststoff. Das Kulturmagazin aus Mitteldeutschland, Heft 8, Dezember 2007, S.88.
Bilder lügen. Sigmar Polke Retrospektive in Dresden, in: Kunststoff. Das Kulturmagazin aus Mitteldeutschland, Heft 8, Dezember 2007, S.89. |
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Dokumentation und Konstruktion. GfZK – Galerie für Zeitgenössische Kunst: Ohio - Joachim Brohm, mit einem Insert von Peter Piller, in: artmagazine, 23.11.2007
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Von der Freiheit die Freiheit zu verkaufen. ‚Museum zu vermieten!’: Empörte Aufschreie über die Pläne der Galerie für Zeitgenössische Kunst. Ohne Zweifel, die geplante Ausstellungs-reihe für die Jahre 2008/2009 des Leipziger Museums sorgt für Kontroversen, in: Kunststoff. Das Kulturmagazin aus Mitteldeutschland, Heft 7, September/Oktober/November 2007, S.72-73.
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Der andere Weg in die Moderne. Museum der bildenden Künste Leipzig: Eine Liebe: Max Klinger und die Folgen, in: artmagazine, 14.05.2007
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Ausgepresste Zitrone. GfZK – Galerie für Zeitgenössische Kunst: Liminal Spaces/grenz-räume, in: artmagazine, 22.12.2006
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Verweise und Ahnungen. Stiftung Federkiel – Halle 14: Kultur der Angst, in: artmagazine, 07.09.2006
Subtiler Angriff. GfZK – Galerie für Zeitgenössische Kunst: Monica Bonvicini, in: artmagazine, 24.04.2006
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Der Künstler als Affe. Schirn Kunsthalle, Städelmuseum: Max Beckmann, in: artmagazine, 15.03.2006
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Vorträge |
„Die großen Raumstrukturen Richard Serras“, Privatissimum von Prof. Dr. Friedrich Teja Bach, Institut für Kunstgeschichte der Universität Wien, 08.06.2012, Wien.
„Überlegungen zum Topos der ‚Vorformen des Sinns’ in der bildenden Kunst“, Vortrag und Führung durch das Art Institut of Chicago im Rahmen des Transatlantischen Seminars, „Vorformen des Sinns“, 03.04.2012, Chicago, USA.
„Die Kunst an ihren Grenzen. Vorträge zur us-amerikanischen Kunst nach 1945 (Abstrakter Expressionismus, Pop Art, Minimal und Postminimal Art)“, drei Vorträge im Bildungszentrum Konstanz, 11./18./ 25.01.2012, Konstanz.
„Richard Serra: Vom prekären Balanceakt zur Raumkreation in gebogenem Stahl“, Vortrag im Rahmen der Kulturwoche Konstanz 2011, 08.11.2011, Konstanz.
„Als der Raum sich krümmte. Topologische Konfigurationen im jüngeren Œuvre Richard Serras“, Tagung „Körperlichkeit der Abstraktion“ des Graduiertenkollegs „Das Reale in der Kultur der Moderne“, Universität Konstanz, 21.10.2011, Konstanz.
„Gekrümmter Raum – Topologischer Raum – Fließender Raum: Topoi im jüngeren Werk Richard Serras“, Workshop des Forschungsnetzwerk „Wahrnehmungsräume - Räume der Wahrnehmung um 1600 und um 1900“, Forum Scientiarum, 22.09.2011, Tübingen.
„Fließender Raum, Bewegungsfluss, Materialströme: Richard Serras Dirk’s Pod ein Denken in Transformation“, Forschungskolloquium Kunstwissenschaft, Universität Konstanz, 05.07.2011, Konstanz.
„Dirk’s Pod und die Gruppe der ‚Vereinigungen’“, Privatissimum von Prof. Dr. Friedrich Teja Bach, Institut für Kunstgeschichte der Universität Wien, 24.06.2011, Wien.
„Ai Wei Wei – Remembering (2009). Eine zeitgenössische künstlerische Position im politischen Kontext“, Workshop im Rahmen der Tagung „Terror und Phantastik“, IFK Wien und Universität Konstanz, 23.03.2011, Wien.
"Visibility of Absence – The reflection of mourning in contemporary art practices: reestablishing cultural awareness of victims of terror and catastrophes“, Panic and Mourning, 1st Graduate Conference in Culture Studies 2010, Universidade Católica Portuguesa, 28.-29.10.2010, Lissabon.
„Das Thema der Wahrnehmung von Licht, Raum und Masse in den künstlerischen Konzeptionen von James Turrell und Richard Serra“, IFK Sommerakademie – Kulturen der Wahrnehmung, IFK Wien, 22.-28.08.2010, Maria Taferln.
„Richard Serra – Topologische Konfigurationen“, Forschungskolloquium Kunstwissenschaft, Universität Konstanz, 17.06.2010, Konstanz.
„Richard Serra – Topologische Konfigurationen“, Privatissimum von Prof. Dr. Friedrich Teja Bach, Institut für Kunstgeschichte der Universität Wien, 26.03.2010, Wien.
„Kulturranking in Leipzig. Ein kulturpolitisches Steuerungsinstrument aus kulturwissen-schaftlicher und finanzwissenschaftlicher Perspektive“, Interdisziplinäres Kolloquium des Institut für Kulturwissenschaften der Universität Leipzig, 20.01.2009, Leipzig.
„Entwicklung von Skulptur im öffentlichen Raum auf der documenta im Vergleich mit den Skulptur Projekten Münster“, Kunst Macht Öffentlichkeit – 73. Kunsthistorischer Studierendenkongress, 30.11.-02.12.2007, Berlin.
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Lehre |
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SoSe 2012 |
„Richard Serra ...of space ... of time ... of perception“, Proseminar, Lehrauftrag an der Universität Tübingen. |
WS 2011/2012 |
„Minimal und Postminimal Art“, Proseminar, Lehrauftrag an der Universität Tübingen |
WS 2011/2012 |
„Richard Serra ...of space ... of time ... of perception“, Hauptseminar, Lehrauftrag an der Universität Konstanz |
WS 2010/2011 |
„Minimal und Postminimal Art“, Proseminar, Lehrauftrag an der Universität Konstanz |
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