Florencia Benitez-Schaefer
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KollegiatInnen
Koordinator
HochschullehrerInnen
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Pluralität und Hybridität
beim Rechtstransfer. Einbrüche des Realen im modernen Recht
Projektskizze
Das vorliegende Projekt beschäftigt sich mit Brüchen in der Konzeptualisierung von Recht als einem Projekt der Moderne, das notwendigerweise von den Wirklichkeiten in Frage gestellt wird, die es zu regulieren versucht. Insbesondere bezieht sich diese Untersuchung auf die Interaktion von einem abstrakten, modernen und eurozentrischen Rechtsmodell mit Aspekten, die von demselben Modell negiert werden und die trotzdem (oder gerade deswegen) in der Form von alternativen Rechtsbegriffen und Rechtspraktiken immer wieder aufkommen. Diese Konflikte werden besonders klar im Zusammenhang mit Rechtstransferprozessen, bei denen von vorneherein Elemente eines Rechtssystems in fremden Kontexten gesetzt werden, so dass hybride Rechtssysteme entstehen. Die Problematik ist deswegen außerordentlich relevant, weil Rechtstransferprozesse als Kernelement sozialer Entwicklungsmaßnahmen - insbesondere im Rahmen von Projekten der Entwicklungshilfe - in Theorie und Praxis miteinbezogen werden.
Es geht hier zunächst um die Darstellung und Analyse von Konzeptualisierungen von Rechtstransferprozessen, die notwendigerweise ein bestimmtes Modell von Recht und Transfer implizieren. Der Schwerpunkt liegt darin, Verläufe zu erkennen, in denen diese Konzeptualisierungen unzureichend sind, weil die Vielfalt der gegebenen Wirklichkeiten sich einem monolithischen Entwurf von Recht widersetzt. Dies zeigt sich z.B. in der gegenwärtigen Entstehung von indigenen Gerichten in Mexiko, die die kulturelle Vielfalt des Landes mit dem staatlichen, von Europa und den USA übernommenen Rechtssystem zu verbinden versuchen.
Gleichermaßen versucht diese Arbeit, Konzepte von Rechtstransfer zu entdecken und zu entwerfen, die Pluralität und Hybridität anerkennen und integrieren. Auf einer theoretischen Ebene wird nach dem Potential von Ansätzen des Rechtspluralismus und der Interlegalität gefragt, um neue Perspektiven von Rechtstransfer- und (Rechts-)Entwicklungsprozessen zu kreieren. Neue Konzepte von Recht, Rechtstransfer und (Rechts-)Entwicklung verlangen allerdings nicht nur neue Begriffe, sondern auch neue Praktiken. Dementsprechend wird hier das Potential des Legislativen Theaters als ein Beispiel untersucht, das es ermöglichen soll, Pluralität und Hybridität in den bestehenden staatlichen Rechtssystemen einzubeziehen.
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