Samuel Strehle
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KollegiatInnen
Koordinator
HochschullehrerInnen
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Bildsoziologie als Kulturtheorie.
Entwurf für eine kultursoziologische Theorie der Bilder
Projektskizze
Die Geschichte der Bilder, angefangen bei den prähistorischen Höhlenmalereien bis hin zu den massenmedialen Bildern der Moderne, ist die Geschichte einer fortschreitenden Ausbreitung des Visuellen über das Soziale. Was aber macht die Bilder – heute mehr denn je – so außerordentlich bedeutsam, dass wir nicht aufhören können, sie unablässig zu produzieren und zu konsumieren? Soziologisch gefragt: Was ist die gesellschaftliche Funktion der Bilder?
Die innerhalb der Kultursoziologie angesiedelte Dissertation nimmt die komplexen Wechselbeziehungen zwischen gesellschaftlichen Verhältnissen und gesellschaftlichem Bildgebrauch auf kultur- und makrosoziologischer Ebene in den Blick. Im Rückgriff auf kulturtheoretische, gesellschaftstheoretische und bildtheoretische Ansätze wird diese Wechselbeziehung als Ergebnis eines kulturellen Transformationsprozesses verstanden, in dessen Verlauf gesellschaftliche Realität – vor allem in ihren problematischen, verunsichernden, traumatischen Erscheinungen – mit Hilfe von Bildern dargestellt, verarbeitet, vor allem aber verwandelt wird.
Aus der Perspektive einer psychoanalytischen Kultur- und Gesellschaftstheorie, anschließend u.a. an Christoph Türckes Philosophie des Traums (2008), besitzt dieser Prozess der Verwandlung bemerkenswerte Analogien zu den drei Mechanismen der Traumarbeit bei Sigmund Freud – Verdichtung, Verschiebung und Umkehrung –, die sich bildtheoretisch als Evidenzerzeugung, Weltverdopplung und Fiktionalisierung reformulieren lassen. Die Mechanismen der Traumarbeit, so also die zentrale These, sind zugleich die Mechanismen der gesellschaftlichen Arbeit am Bild. Bilder erscheinen damit als kollektive Tagträume der Gesellschaft, als Wiederkehr des „gesellschaftlichen Unbewussten“ (Mario Erdheim) in der verwandelten Gestalt des Imaginären. Die Deutung dieses Imaginären stellt einen privilegierten Zugang zu den im Alltag verdrängten Tiefendimensionen gesellschaftlicher Erfahrung bzw. zum ‚Realen der Gesellschaft‘ bereit. An vier Beispielen – zwei aus der frühen (Höhlenbilder, Totenbilderkult) und zwei aus der neueren Bildgeschichte (Fotografie, Unterhaltungsfilm) – wird der in der Dissertation präsentierte Ansatz der „Bildsoziologie als Kulturtheorie“ in exemplarischen Analysen angewendet, belegt und konkretisiert.
Curriculum Vitae
seit 2010 |
Stipendiat am DFG-Graduiertenkolleg „Das Reale in der Kultur der Moderne“ an der Universität Konstanz
Lehrbeauftragter an der Universität Hamburg
Promotionsstudiengang im Fach Soziologie an der Universität Hamburg zum Thema: „Bildsoziologie als Kulturtheorie. Entwurf für eine kultursoziologische Theorie der Bilder“. Betreuer: Prof. Dr. Urs Stäheli, Prof. Dr. Bernd Stiegler
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2009 - 2010 |
Wissenschaftlicher Mitarbeiter am Institut für Ethnologie der Universität Trier
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WS 2007/2008 |
Lehrbeauftragter an der Hochschule für Gestaltung Schwäbisch Gmünd
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2007 |
Studienabschluss als Magister Artium. Magisterarbeit: „Magie und Trauma der Simulation. Eine kultursoziologische Untersuchung zur gesellschaftlichen Funktion von Bildern“. Betreuer: Prof. Dr. Wolfgang Eßbach.
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2001 - 2007 |
Studium der Soziologie und Philosophie an der Albert-Ludwigs-Universität Freiburg |
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Veröffentlichungen |
Monographien |
2012 |
Zur Aktualität von Jean Baudrillard. Einleitung in sein Werk. Wiesbaden: VS Verlag für Sozialwissenschaften
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Aufsätze |
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2011 |
„There must have been something deep inside you...“ – Eine psychoanalytische Deutung von Alfred Hitchocks Rope. In: sozialer sinn, Nr 2/2011 (S. 55-80)
„Hans Belting. ‚Bild-Anthropologie‘ als Kulturtheorie der Bilder“. In: Stephan Moebius/Dirk Quadflieg (Hg.): Kultur. Theorien der Gegenwart. Wiesbaden: VS Verlag für Sozialwissenschaften (2., überarb. und erw. Aufl.), S. 507-518 |
2009 |
„Bildwelten der Wunschökonomie. Einleitung in die kultursoziologische Analyse der Marken“. In: Sacha Szabo (Hg.): Brand Studies. Marken im Diskurs der Cultural Studies. Marburg: Tectum, S. 9-21
„Jenseits des Tausches. Karl Marx und die Soziologie der Gabe“. In: Berliner Journal für Soziologie, Nr. 1/2009, S. 127-151 (pdf) |
2008 |
„Fortsetzung des Aufstands mit anderen Mitteln? Eine kultursoziologische und medientheoretische Analyse des Graffiti-Writings“, in: Samuel Strehle/Sacha Szabo (Hg.): Unterhaltungswissenschaft. Populärkultur im Diskurs der Cultural Studies. Marburg: Tectum, S. 11-36 (pdf)
„Evidenzkraft und Beherrschungsmacht. Bildwissenschaftliche und soziologische Zugänge zur Modellfunktion von Bildern“. In: Ingeborg Reichle, Steffen Siegel, Achim Spelten (Hg.): Visuelle Modelle, München: Fink, S. 57-70 (online) |
2007 |
„Jenseits des Realitätsprinzips. Zum Tod des Philosophen Jean Baudrillard“. In: Sic et non. zeitschrift für philosophie und kultur. im netz, Nr. 8/2007 (online)
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2006 |
„Der diskrete Charme der Bourgeoisie und das psychotische Universum des Luis Buñuel“. In: Filmzentrale (online)
„Die psychosexuellen Formen des Marxismus“. In: jungle world, Nr. 18, 3. Mai 2006, S. 28-31 (online) |
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Ausgewählte Vorträge |
2011 |
„Zum Begriff des Imaginären bei Jean Baudrillard. Bausteine für eine Theorie des gesellschaftlichen Unbewussten“ im Rahmen des Kultursoziologischen Kolloquiums, Universität Konstanz
„Bildsoziologie als Kulturtheorie“ im Rahmen der Tagung „Visualisierung von Wissen und Bilder des Sozialen“, TU Berlin
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2010 |
„Die gesellschaftliche Arbeit am Bild“ im Rahmen der Eikones Summer School 2010, Universität Basel |
2009 |
„Bildsoziologie als Kulturtheorie“ im Rahmen der Ringvorlesung „In Gesellschaft der Massenkultur. Perspektiven auf das Selbstverständnis künstlicher Welten“, Friedrich-Schiller-Universität Jena
„Bildwelten autoritärer Krisenlösung. Imaginationsfiguren der Autorität in ‚Das Cabinett des Dr. Caligari‘ und ‚The Dark Knight‘“ im Rahmen des Oberseminars am Institut für Soziologie der Universität Freiburg
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2008 |
„Verlust und Wiederholung. Grundbegriffe einer kultursoziologischen Medientheorie der Bilder“ bei der Tagung „Präsenz und Entzug der Bilder. Theoretische und methodisch-analytische Herausforderungen sozial- und kulturwissenschaftlichen Bildverstehens“, Universität Konstanz |
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