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Maria Tittel
[maria.tittel@uni-konstanz.de]
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KollegiatInnen
Koordinator
HochschullehrerInnen


Den Umbruch denken.
Die deutsche Philosophie und das politische Imaginäre in Mitteleuropa nach dem Ersten Weltkrieg

Projektskizze:

Die Revolutionen von 1918/19 als Teil des mit dem Weltkrieg beginnenden Umbruchprozesses in Mitteleuropa sind philosophiehistorisch weitgehend unerforscht. Dabei wurden 1918/19 für die weitere Entwicklung der politischen Philosophie entscheidende Koordinaten gesetzt, die nicht zuletzt das mögliche Verhältnis von Politik und Philosophie im Rahmen der neu etablierten demokratischen Ordnungen, aber auch der diversen im Umlauf befindlichen staatlichen Zukunftsentwürfe betrafen. In einer Situation der Offenheit und der Konkurrenz von Ordnungsmodellen suchte sich Philosophie als Orientierungswissen einzuschalten und nicht nur im Rahmen des öffentlichen Diskurses, sondern auch revolutionärer Bewegungen und institutioneller Neuschöpfungen als politikleitende Instanz Einfluss zu nehmen. In meiner Dissertation werden drei zentrale Topoi des philosophisch-politischen Diskurses von 1918/19 ausgearbeitet: Zum einen die Abwendung von der deutschen Denktradition der „Realpolitik“, die von Fürsprechern einer politisch-ethischen Umkehr gegen Ende des Weltkrieges als ursächlich für die erfahrene Katastrophe angesehen wurde. Zweitens die Idee einer kognitiv-sozialen Synthesis, in der die gesellschaftliche Zersplitterung in antagonistische und unvereinbare Interessen- und Überzeugungsgruppen aufgehoben wäre, wobei dem Philosophen als Vermittlerfigur und pädagogischer Autorität eine besondere Rolle zukommen sollte. Schließlich die Frage nach den Möglichkeiten, die Dynamik der revolutionären Tat gegen institutionelle und doktrinäre Verfestigungstendenzen zu bewahren und dem revolutionären Radikalismus ein ethisches Fundament zu geben. Als Leitfäden bei der Aufarbeitung dieser Debattenzusammenhänge dienen die Werke von drei Philosophen und politischen Akteuren der Zeit: des Phänomenologen Arnold Metzger, des Neukantianers Leonard Nelson und des lebensphilosophisch geschulten Marxisten Georg Lukács.

 

Kurzinformation zur Person:

Studium der Literatur-, Kunst- und Medienwissenschaft und Wirtschaftswissenschaft an der Universität Konstanz und Kunstgeschichte mit Museologie und Theaterwissenschaften an der ENS Lyon. Im Juli 2013 Master of Arts mit einer Thesis zum Thema „‚Folgen Sie mir oder folge ich Ihnen?‘ Zukunftsperspektiven für das Werk Christoph Schlingensiefs: Im Museum, in Afrika und darüber hinaus.“ und anschließend bis März 2014 Research Assistant an den KW Berlin – KUNST-WERKE BERLIN e.V. für die Ausstellung „Christoph Schlingensief“. Ab Sommer 2014 Promotion in der Kunst-, Kultur- und Medienwissenschaft an der Universität Konstanz und der Heinrich-Heine-Universität Düsseldorf (Betreuung durch Prof. Dr. Bernd Stiegler & Prof. Dr. Reinhold Görling). Von August bis Dezember 2014 Stipendiatin der LGFG der Universität Konstanz (Anschubfinanzierung) und von April 2015 bis April 2016 Stipendiatin des GRK 1678 „Materialität und Produktion“ der Heinrich-Heine-Universität Düsseldorf. Seit April 2016 wissenschaftliche Mitarbeiterin am DFG-Graduiertenkolleg „Das Reale in der Kultur der Moderne“ der Universität Konstanz.

Publikationen:

  • „Hosentaschenschätze“ (zusammen mit Agnes Popp) | Text- und künstlerisch-photographischer Bildbeitrag sowie Lektorat zur Publikation: Transfer. Hrsg. von Heiner Blum und Sven Sappelt, Konstanz 2009.
  • Textbeitrag zu Werken von: Tina Hage, Hans Hansen, Sebastiao Salgado, Jules Spinatsch, Beat Streuli | In: Labour/Arbeit – Set 7 aus der Sammlung des Fotomuseum Winterthur. Hrsg. von Fotomuseum Winterthur 2010.

Vorträge:

  • „HeLa: Speculative Identity – On the ‘Survival’ of Henrietta Lacks in Art“. Internationale Konferenz „Bodily Matters: Human Biomatter in Art. Materials / Aesthetics / Ethics“, 7. –8. Juli 2016, University College London | Institute of Advanced Studies. 
  • Vorstellung des Dissertationsprojektes im Rahmen des Workshops „(Un-)Sinn(lichkeit). Körper, Sprache, Ethik bei Jean-Luc Nancy und Jacques Derrida“, 8.–10. Juni 2016, Université de Fribourg.