Teilkompetenzen wissenschaftliches Schreiben
Teilkompetenzen wissenschaftliches Schreiben. Eigene Darstellung

Schreiben und KI

Informationen und Materialien für Studierende und Lehrende

KI-Werkzeuge werden immer häufiger in Schreibprozesse integriert. Das kann der kognitiven Entlastung dienen – jedoch nur, wenn Schreibenden bewusst ist, welche Aufgaben sie auslagern können, wo sie kritisch prüfen müssen und dass sie selbst immer die Verantwortung für entstehende Textteile übernehmen.

Die im Folgenden dargestellten Arbeitsschritte fördern und fordern studentische Eigenleistung. KI-Schreibools können grundsätzlich in jedem Arbeitsschritt sinnvoll eingesetzt werden, müssen dazu aber kritisch reflektiert und an den Kontext angepasst werden. Der Einsatz von und der Umgang mit KI-Schreibtools ist Teil unserer Lehrberatungen und Lehreinheiten. Wir arbeiten dabei im Rahmen der aktuellen Richtlinien der Uni.

Planen und Brainstormen

KI-Werkzeuge können beim Brainstorming helfen – ähnlich wie ein Gespräch mit Kommiliton:innen. Die Entscheidung darüber und Verantwortung dafür, welche Ideen weiterverfolgt werden, bleibt aber bei den Studierenden.

Je genauer ich sagen kann, was ich möchte, desto fokussierter die Ausgaben der KI-Werkzeuge. Dennoch braucht der erste Wurf immer noch weitere Iterationen. KI und Mensch können hier gut zusammenarbeiten, und Prompting kann ein Anlass sein, sich über das eigene Thema bewusst zu werden. Rolle, Kontext und Adressat:in der Texte beeinflussen das Ergebnis.

Wer in dieser Phase gut arbeitet, bereitet damit eine erfolgreiche Recherche bzw. Datenerhebung vor und setzt erste wichtige Schwerpunkte für die Eingrenzung des eigenen Themas.

Literaturrecherche

KI-Recherche-Tools haben den großen Vorteil, dass sie Interaktionen in natürlicher Sprache erlauben. Sie sind jedoch kein Ersatz für eine gründliche Such- und Recherchestrategie. Das KIM ist die richtige Anlaufstelle für Studierende und Lehrende, die Recherchefragen haben.

Die Entscheidung darüber, welchen Zugang zum Material man wählt, welche Recherchestrategie man verfolgt und welche Ergebnisse wie weiter bearbeitet werden, liegt klar in menschlicher Verantwortung. Fragen, die KI-Werkzeuge stellen, orientieren sich nicht an den eigenen Erkenntnisinteressen oder dem Seminarkontext. Sie können dennoch bei der Schärfung der eigenen Perspektive hilfreich sein.

Texte lesen

Es gibt eine Reihe an KI-Werkzeugen, die das Lesen von Texten unterstützen. Die Möglichkeit, auch außerhalb der Lehrveranstaltung textbezogene Fragen zu stellen und sich Begriffe erklären zu lassen, kann das eigene Lernen unterstützen. So können KI-Werkzeuge die Rolle einer Tutorin einnehmen, die geduldig alle Fragen beantwortet und bei der Prüfungsvorbereitung hilft. Auch hier gilt aber, dass KI-Werkzeuge nicht „wissen“, was sie sagen, selbst wenn es danach klingt.

In dieser Phase ist es sinnvoll, die eigenen Ideen und Perspektiven auszuformulieren, also selbst ins Schreiben und Denken zu kommen. Die Vortexte, die dabei entstehen, sind eine wichtige Hilfe und können im Zweifelsfall auch als Nachweis dienen, wie man sich selbst dem Thema angenähert hat.

Texte schreiben

KI-Werkzeuge wie ChatGPT sind besonders gut darin, überzeugend klingenden Text zu produzieren, in dem Grammatik und Rechtschreibung (so gut wie) fehlerfrei sind. Das lässt die entstehenden Texte sehr viel fertiger klingen als sie sind. Gerade für unerfahrene Schreibende ist die Versuchung groß, das Rohtexten an eine KI zu auszulagern. Und gerade unerfahrene Schreibende tun sich sehr schwer damit, fertig klingende Texte wirklich zu lesen und zu prüfen.

Besser ist es, wenn man zunächst selbst versucht einen Text zu schreiben und diesen dann erst zur Überarbeitung einer KI überlässt. Die Stärken der KI-Werkzeuge kann man sich aber zunutze machen, indem man sich beispielsweise verschiedene Möglichkeiten für Formulierungen, Sätze, Übergänge etc. ausgeben lässt und diese dann weiterverarbeitet.

Lehrende können eine KI verschiedene Ausgaben generieren lassen und diese gemeinsam mit Studierenden im Kurs besprechen. So kann man herausarbeiten, was an einer Ausgabe gut ist und was nicht, und die gemeinsame Auseinandersetzung kann zu einer vertieften Diskussion und einem besseren Verständnis führen.

Texte überarbeiten

Bei der Textüberarbeitung werden aus Texten, die wir schreiben, um uns selbst darüber klar zu werden, was wir sagen wollen (Judith Wolfsberger nennt sie „Ich-Texte“) Texte, die sich an ein Publikum richten („Du-Texte“).

Damit das gut klappt, müssen Texte eine logische Reihenfolge, einen roten Faden, haben. Genau hier schneiden KI-Texte, die einfach so übernommen wurden, nicht gut ab: Sie bauen kein Argument auf und folgen keiner stringenten Linie, sondern sammeln und nennen Aspekte nebeneinander. Wenn es darum geht, eine bestimmte Anzahl von Argumenten zu nennen, um Punkte zu sammeln (manchmal ist das in Klausuren der Fall) und ihre Abfolge egal ist, kann das funktionieren.

Wissenschaftliche Texte aber werden danach bewertet, ob sie eine solide Argumentation aufbauen, die im Rahmen einer bestimmten Fachdisziplin funktioniert. Im Studium kommt dazu meistens auch noch der Aspekt, dass sie innerhalb eines bestimmten Seminarkontextes Sinn machen müssen.

KI-generierte Texte klingen zwar sehr gut und autoritativ, können aber genau dieses wissenschaftliche Argumentieren nur imitieren und landen nur zufällig Treffer. Schreibende müssen sich also selbst über die Struktur ihrer Texte Gedanken machen.

Was KI-Tools aber gut können ist formulieren. Nutzen Sie sie genau dafür, und zwar nicht nur den Platzhirsch ChatGPT, sondern auch Tools wie DeeplWrite oder Language Tool, die genau dafür entwickelt wurden, alternative sprachliche Vorschläge zu machen statt inhaltlich einzugreifen (und dabei Unfug zu verfassen).