Forschungsprogramm

Das Graduiertenkolleg fragt nach dem kulturellen Ort und dem globalen Fortleben Europas in einer nicht mehr eurozentrisch zu perspektivierenden Welt. Es stellt sich damit einem komplexen Problemzusammenhang. Zwar hat der Kontinent seine machtpolitische Dominanz im Lauf des 20. Jahrhundert verloren, doch schreiben sich viele der Leitideen europäischer Prägung in unserer Gegenwart fort. Sie sind im Zuge des postcolonial turn erst ansatzweise historisiert und provinzialisiert worden. Zugleich haben sich neue weltpolitische Konstellationen ergeben, die nicht mehr unter postkolonialen Vorzeichen stehen. Das Kolleg will angesichts solcher widersprüchlicher Bestimmungen einen Beitrag zur Selbstaufklärung des Europa-Diskurses leisten. Unser Vorhaben gründet sich auf die Überzeugung, dass nur auf dieser Grundlage das Potenzial der kulturellen Ressourcen, Sozialmodelle und Institutionen Europas in die multipolare Weltordnung des 21. Jahrhunderts eingebracht werden kann.

Ein Kennzeichen unseres Kollegs ist seine literaturwissenschaftliche Akzentuierung. Wir fragen nach den Imaginationen und Narrativen, die das Selbst- und Fremdbild Europas geprägt haben, und nach dem Anteil der Literatur an der Gestaltwerdung des Kontinents. Wichtig ist für uns die historische Dimension der Europa-Forschung. In seiner Gesamtanlage ist das Kolleg auf die interdisziplinäre Verbindung von kulturwissenschaftlicher mit sozial- und rechtswissenschaftlicher Expertise hin ausgelegt.

Das Graduiertenkolleg arbeitet mit einer Vielzahl internationaler Forschungseinrichtungen zusammen. Derzeitige Kooperationspartner sind: 

University of Cape Town, Centre for Theatre, Dance and Performance Studies – Prof. Dr. Mark Fleishman

University of Pretoria, Department of Ancient and Modern Languages and Cultures – Prof. Dr. Stephan Mühr

Orient-Institut Istanbul – Prof. Dr. Christoph K. Neumann

Orient-Institut Beirut – Prof. Dr. Jens Hanssen

Jawaharlal Nehru University, School of Language, Literature & Cultural Studies – Prof. Dr. Babu Thaliat

Universidad Nacional Autonoma de Mexico, Centro de Investigaciones Interdisciplinarias en Ciencias y Humanidades – Prof. Dr. Maya Victoria Aguiluz Ibargüen

Universidad de Santiago de Chile, Instituto de Estudios Avanzados – Prof. Dr. Carolina Pizarro Cortés

Columbia University, European Institute – Prof. Dr. Adam Tooze

University of California, Berkeley, Department of German – Prof. Dr. Niklaus Largier

Harvard University, Department of English – Prof. Dr. Homi K. Bhabha

Nationale I.-I.-Metschnikow-Universität Odessa, Institut für Philosophie – Prof. Dr. Oksana Dovgopolova

EURAC Research. Bozen – Dr. Marcus Röggla, Dr. Günther Rautz

Central European University, Department of History – Prof. Dr. László Kontler

European University Institute, Department of History – Prof. Dr. Corinna Ruth Unger

Österreichische Akademie der Wissenschaften – PD Dr. Johannes Feichtinger     

Universität Sarajevo, Institut für Politikwissenschaft – Prof. Dr. Sead Turčalo