Dr. Alexander Böhnke

Die Figur des Agenten. Hollywoods Filmkultur als Netzwerk

Projektskizze
Kulturprodukte sind vor, während und nach ihrer Produktion in kommunikative Aushandlungsprozesse eingebunden, die entscheidende Bedeutung für die weitere Form ihrer Zirkulation haben. Das Projekt versucht, diese Kommunikationsdynamiken in den Blick zu nehmen, indem es die Rolle des Agenten innerhalb dieser Aushandlungsprozesse adressiert.

Ausgangspunkt ist zwar ein Medium, dessen Geschichte es zu rekonstruieren gilt – der Film. Dieser Gegenstand wird jedoch über eine Netzwerkanalyse aufgelöst und radikal in Frage gestellt. Michel Callon folgend ist die Definition eines Gegenstandes auch die Definition seines sozioökonomischen Kontexts; zusammen addieren sie sich zu einer Netzwerkkonfiguration. Der Gegenstand ‚Film’ muss dementsprechend anhand der Art und Weise definiert werden, wie sich Beziehungen um ihn gruppieren bzw. durch ihn organisiert werden. Der so definierte Gegenstand lässt eine isolierte Betrachtung nicht mehr zu. 

Ziel des Projekts ist die Rekonstruktion der Aushandlungsprozesse, deren Produkt dann der fertige Film ist. Die Figur des Agenten erlaubt es, diese Prozesse adressierbar zu machen. Wenn man davon ausgeht, dass der Film als Massenmedium im Sinne von Ruesch und Bateson nicht nur für eine Masse von Leuten, sondern auch von einer Menge Leuten produziert wird, dann stellt sich die Frage, wie dies organisiert wird. Und hierbei spielen die Agenten eine entscheidende Rolle.

Der Agent ist ein Informationsbroker, ein gatekeeper, er kanalysiert den Informationsfluss. Agenten stellen den Kontakt zwischen den Kreativen und den Studios her, indem sie ihn unterbrechen. Ihre Rolle ist umso wichtiger geworden, als die Filmindustrie seit den 50er Jahren projektförmig organisiert ist. Der Agent lagert sich an dem Paradox an, das sich aus der Erhaltung einer permanenten Industrie durch kurzfristige Unternehmen bzw. Projekte ergibt.

Das Anliegen des Forschungsprojekts ist es, eine theoretisch anspruchsvolle Beschreibung der Filmkultur zu liefern, die die Verkettung unterschiedlichster Akteure – dazu gehören im Sinne der Akteur-Netzwerk-Theorie u.a. die eingesetzten technischen Objekte, aber auch Verträge, Studio-Memos, Projektskizzen, Geld, Institutionen und Menschen – und deren Einschreibung in Produkte in den Blick nimmt.

Vorträge, Veröffentlichungen, Lehre
Lectures, Publications, Teaching

Publikationen
Publications
 

Monographie                  Paratexte des Films. Über die Grenzen des filmischen Universums. Bielefeld: Transcript 2007.

Herausgeberschaften   Zus. mit Rembert Hüser und Georg Stanitzek (Hg.): Das Buch zum Vorspann. „The Title is a Shot”, Berlin: Vorwerk 8 2006.

                                      Zus. mit Jens Schröter (Hg.): Analog/Digital – Opposition oder Kontinuum? Zur Theorie und Geschichte einer Unterscheidung, Bielefeld: Transcript 2004.

Aufsätze                        „Die Zeit der Diegese“, in: montage/av 16, 2 (2007), S. 93-104.

                                      „Invisible Style. Conjectures upon Steve Neale’s ‘Widescreen composition in the age of television’”, in: Enrico Biasin: (Hg.): Film Style, XIII. International Film Studies Conference, Udine: Forum 2007.

                                      „Verkehrte Welt. Ideologie – Camera Obscura – Medien“, in: Jens Schröter/Gregor Schwering: Media Marx, Bielefeld: Transcript 2006, S. 179-193.

                                      „Framing Hands. Der Eingriff des Films in den Film“, in: Alexander Böhnke/Rembert Hüser/ Georg Stanitzek (Hg.): Das Buch zum Vorspann, Berlin: Vorwerk 8 2006, S. 159-181.

                                      „Mapping the Narrative“, in: Alice Autelitano/Valentina Re (Hg.): Narrating the Film. Novelization: From the Catalogue to the Trailer, XII. International Film Studies Conference, Udine: Forum 2006, S. 535-545.

                                      „Mehrwert DVD”, in: Navigationen. Siegener Beiträge zur Medien- und Kulturwissenschaft 4,1/2 (2005), S. 213-223.

                                      „V – Vorspann“, in: Joanna Barck/Petra Löffler (u.a.): Gesichter des Films, Bielefeld: Transcript 2005, S. 307-319.

                                      „Karten und andere Adressen des Films“, in: Augenblick 37/2005, Heft:: Blicke auf Landschaften, S. 46-67.

                                      „Digital/Analog – typologisch“, in: Alexander Böhnke/Jens Schröter (Hg.): Analog/Digital – Opposition oder Kontinuum? Zur Theorie und Geschichte einer Unterscheidung, Bielefeld 2004, S. 169-190.

                                       „The End“, in: Klaus Krei­meier/Georg Stanitzek (Hg.): Paratexte in Literatur, Film, Fernsehen, hg. v., Berlin: Akademie 2004 [Reihe LiteraturForschung, hg. v. Eberhard Lämmert u. Sigrid Weigel], S. 193-212.

                                      „Wasserzeichen“, in: Klaus Krei­meier/Georg Stanitzek (Hg.): Paratexte in Literatur, Film, Fernsehen, Berlin: Akademie 2004 [Reihe LiteraturForschung, hg. v. Eberhard Lämmert u. Sigrid Weigel], S. 225-243.

                                      „Unsichtbare Rahmen. Zur Interaktion von Kino und Fernsehen“, in: Gregor Schwering/Friedrich Balke/Urs Stäheli (Hg.): Paradoxien des Entscheidens, Bielefeld: Transkript 2004, S. 153-176.

                                      „Holly’s Body“, in: Navigationen. Siegener Beiträge zur Medien- und Kulturwissenschaft 4,1/2 (2004), S. 133-140.

                                      Zus. mit Céline Kaiser: „Die Gouvernementalen Strukturen. Kathrin Röggla im Gespräch mit Céline Kaiser und Alexander Böhnke“, in: Navigationen. Siegener Beiträge zur Medien- und Kulturwissenschaft 4,1/2 (2004), S. 171-184.

                                      „Handarbeit. Figurationen der Schrift in SE7EN“, in: montage/av 12, 2 (2003), S. 8-18.

                                      „Das Tor zur Traumwelt“, in: Stadt Revue, September (2003), S. 59.

                                      Lemmata: „Apparat“ (S. 9-10), „Baudry, Jean-Louis“ (S. 22-23), „Metz, Christian“ (S. 262-264), in: Helmut Schanze (Hg.): Metzler Lexikon Medientheorie – Medienwissenschaften: Ansätze – Personen – Grundbegriffe, Stuttgart: Metzler 2002.

                                      Alexander Böhnke, Alan Smithee, Georg Stanitzek: „Formen des Vorspanns im Hollywoodfilm und im westeuropäischen Autorenfilm seit 1950“, in: SPIEL 20 (2001), H. 2, S. 270-283.

                                      „Die Emotion der Systemtheorie“, in: Artic, Heft 6: Zorn (1999), o.Z.

                                      „Tigersprünge der Kulturkritik“, in: Autorität der/in Sprache, Literatur, Neuen Medien. Vorträge des Bonner Germanistentages 1997, hg. von Jürgen Fohrmann, Ingrid Kasten und Eva Neuland, Bielefeld: Aisthesis 1999, S. 339-354.

                                      „Die Adresse der Gerechtigkeit?“, in: Forum Recht 2/1998, S. 50-51.

Übersetzungen             Georg Stanitzek: „’The plastic people will hear nothing but a noice.’ Paratexts in Hollywood, The Beatles, Rolf Dieter Brinkmann, et al.“, in: Soziale Systeme. Zeitschrift für soziologische Theorie 9,2 (2003), S. 321-333.


Lehre
Teaching

Universität Konstanz

 

WS 2007/2008              Kurs mit Andrea von Kameke: Film - Ort - Hollywood

 

SS 2007                       Proseminar: Film - Erinerung

 

WS 2006/2007              Proseminar: Werbung, Branding, Logos

 

                                   Kurs mit Dr. Stefan Kramer: Hong Kong-Kino

 

SS 20006                     Proseminar: Globalisierung und Filmindustrie

 

WS 2005/2006              Proseminar: Typographie und Medien

 

                                   Vorlesung im Rahmen der Ringvorlesung:

                                   W.G. Sebald. Der Literatur auf der Spur.

                                   Sitzung „Erinnern und Vergessen“

                                   in der Einführung in die Medienwissenschaft

 

                                   Vorlesung „DVD“ im Rahmen des interdisziplinären Seminars „Bildmedien“

 

Universität Siegen

 

SS 2005                       Proseminar: Der Autor und seine Medien   

 

WS 2004/2005              Proseminar: Film - Narration

 

                                   Vorlesung im Rahmen der Ringvorlesung:

                                   Medienanalyse: Hollywoodfilm - Autorenfilm

 

SS 2004                       Proseminar: Filmtheorie