In dem Projekt „Gemeinsinn. Was ihn bedroht und was wir für ihn tun können“, gefördert von der K. H. Eberle-Stiftung, machen wir uns Gedanken über die Frage, wie Gemeinsinn Menschen verbindet. Es geht uns dabei nicht um die Unterordnung des Einzelnen unter ein großes Ganzes, sondern um die Fähigkeiten, die Einzelne mitbringen, um für das Gelingen menschlichen Zusammenlebens tragfähige Verbindungen herzustellen. Dabei untersuchen wir den Gemeinsinn auf unterschiedlichen Ebenen: In der Zugehörigkeit zur Gesellschaft, in der Nachbarschaft einer Stadt und in der täglichen Begegnung von Kindern und Jugendlichen im Klassenzimmer.
Wir haben dabei in unserem Forschungsprojekt die – global und lokal spürbaren – Krisen unserer Gegenwart im Blick: Ob es sich um die Corona-Krise als weltumspannende Pandemie handelt oder um die Klimakrise als globale Herausforderung oder um Migration und die damit verbundene weltweite Krise der Demokratie: Die Krisen haben jeweils eine globale und eine lokale Dimension, sie sind abstrakt und weit weg und gleichzeitig ganz konkret und direkt vor Ort. Überall, wo wir derzeit hinschauen, ist Gemeinsinn bedroht, aber im Umgang mit diesen großen Herausforderungen brauchen wir ihn auch wie nie zuvor. Daher untersuchen wir in unserem Projekt, wie man ihn in unterschiedlichen Kontexten und Praxisfeldern stärken und neu aufbauen kann.
Ein zentrales Thema ist für uns die philosophische und historische Frage nach dem Begriff Gemeinsinn, die wir in Vorträgen, Diskussionsrunden und Arbeitsgesprächen verfolgen. Im alten Ägypten zum Beispiel bedeutet ma’at soviel wie Wahrheit, Gerechtigkeit und Eintracht, was sich sehr gut als "Gemeinsinn“ zusammenfassen lässt. Dieses Prinzip wurde als die höchste Tugend geschätzt im Gegensatz zu Egoismus und Lüge als den schlimmsten Lastern. Ein weiterer wichtiger Schnittpunkt unserer Forschung sind Fragen nach einer gemeinsinnigen „Erinnerungskultur“. Der gemeinsame Fokus unseres Projekts liegt auf der Praxis und den Handlungsräumen auf den Ebenen Gesellschaft, Stadt und Schule.