Vortragende Person/Vortragende Personen:
Dr. Niklas Barth, Ludwig-Maximilians-Universität München & Kulturwissenschaftliches Institut Essen

Moderation:
Ines Grau, Dr. Steffen Krämer

Interaktionen sind konfliktnah gebaute soziale Systeme. Sobald in einer Interaktion ein Konflikt kommuniziert wird, kann dieser Konflikt oftmals kaum mehr isoliert werden. Interaktionen tendieren deshalb dazu, Konflikte zu eskalieren. Taktvolle Kommunikation lässt sich in dieser Hinsicht als eine Kulturtechnik der Konfliktkontrolle verstehen, über die sich (In)Kommunikabilitäten (in) der Situation steuern lassen. Wer also taktvoll agiert, hat z.B. gelernt, was in einer Situation (nicht) sagbar ist, welche Handlungen und Gesten besser unterlassen werden, welche Themen im Gespräch übergangen, welche Fehlleistungen Alter Egos übersehen, oder welche Feindseligkeiten besser überhört werden sollten, um keinen Konflikt zu riskieren.

Der Vortrag rekonstruiert das Taktgefühl systematisch als einen Effekt von Kommunikation und erweitert eine interaktionstheoretische Perspektive auf taktvolle Kommunikation um gesellschafts- und medientheoretische Fragenstellungen nach Formen, Funktionen, Medien und Grenzen des Takts. Für welches Problem ist Takt eigentlich eine Lösung? Und worin liegen umgekehrt die Leistungen der Taktlosigkeit? Über welche Medien üben wir zivilisierte und darin taktvolle Kommunikationsformen ein? Wann stößt taktvolle Kommunikation an ihre Grenzen? Und wo wird Takt sogar dysfunktional? Der Vortrag skizziert entlang dieser Fragen eine allgemeine Soziologie des Takts und der Taktlosigkeit.

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