Vortragende Person/Vortragende Personen:
Prof. Dr. Natascha Adamowsky, Universität Passau

Moderation:
Prof. Dr. Beate Ochsner

Im Laufe der letzten zweihundert Jahre haben sich Theorien und Diskurse über das Spiel in vielerlei Hinsicht ausdifferenziert. Sie stehen einer Vielfalt historischer Spielphänomene und konkreter spielerischer Aktivitäten gegenüber, einer Mannigfaltigkeit an Spielobjekten, Spielmaterialien und Spielplätzen. Beide Seiten – Theorien und historische Phänomene – haben noch kein überzeugendes Verhältnis zueinander gefunden, zumal in der Forschung Bestrebungen vorherrschen, geregelte und kontingente Tätigkeiten als Spiele zu betrachten oder ein Spiel als Symbol, Metapher, Funktion etc. von etwas anderem zu interpretieren.

In den meisten Fällen bezieht sich dieses „etwas anderes“ auf das, was man im Alltag als „das Eigentliche“ bezeichnet. Wenn aber das Spielen nicht das Wirkliche ist, können wir darin nichts Wirkliches, Grundlegendes oder Wahres erfahren. Die Tätigkeit des Spielens kommt nie über das Stadium der Vorbereitung, der Simulation oder der Ablenkung hinaus, mit dem Ergebnis, dass die Beziehungen des Spiels zu Wissenschaft, Wissen und Technologie völlig ausgeklammert bleiben. 

Dieser Vortrag verfolgt einen anderen Ansatz. Im Zentrum stehen Spiele als kulturkonstitutiver Faktor, als eine besondere Kombination von Bewegung und Begegnung, die es dem Spielenden erlaubt, in einem Modus produktiver Unbestimmtheit an seiner Umgebung teilzuhaben. Letzteres, so die These, ist eine Voraussetzung für jede Form des Kennenlernens und der Erkenntnis.

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