Öffentliche Vorlesungen und Seminare

"Le fardeau de nos pères" -- Lesung aus dem französischsprachigen Roman mit anschließendem Gespräch auf Deutsch

Wann
Donnerstag, 4. November 2021
18 bis 19:30 Uhr

Wo
online

Veranstaltet von
RGFD

Vortragende Person/Vortragende Personen:
Rodrigue Péguy Takou Ndie, Marlene Gärtner, Daniel Bendix

Wie wünschen wir uns unsere Zukunft und wie sprechen wir über die koloniale Vergangenheit? Und was hat das miteinander zu tun?

Martin Paul Samba verlässt für ein paar Jahre seine Heimat, um in Deutschland zu studieren. Sein Wunsch ist es, zu guten Lebensbedingungen in seinem Land beizutragen. Diese Geschichte könnte auch heute spielen -- sie findet jedoch schon vor 130 Jahren statt, in der Zeit als deutsche Kolonisatoren in das Gebiet des heutigen Kamerun eindrangen, um es wirtschaftlich auszubeuten und dabei begabte, junge Leute wie Martin Paul Samba mit Versprechungen lockten und vor ihren Karren spannten.

Rodrigue Péguy Takou  Ndie erzählt in "Le fardeau de nos pères" (Mebenga m'Ebono alias) Martin Paul Sambas Lebensgeschichte nach und lässt dabei Personen mit verschiedenen Sichtweisen darüber, was eine "gute Entwicklung" ist, zu Wort kommen. Ein Großvater heute, der zurückblickt auf diese Zeit der Transformation, in der soziale Strukturen und Traditionen brutal zerstört worden sind, und der seinen Enkelkindern davon erzählt, damit sie die Erinnerung unverfälscht bewahren und eigene Werte weitertragen. Junge Leute zur damaligen Zeit, die das Geschehen kritisch betrachten, Martins Partnerin, die nach seiner Rückkehr bemerkt, wie sehr er die Perspektive seiner Angehörigen aus den Augen verloren hat. Was wird aus ihm und den Seinen, nach der vollständigen Eroberung des Landes?

Die Lesung findet in französischer Sprache mit deutschen Zusammenfassungen statt.

Im Anschluss spricht der Autor mit Marlene Gärtner, einer Konstanzer Kulturwissenschaftlerin, die in Kamerun und Deutschland zu Alltagserzählungen über Migration forscht. In dem Gespräch wird es darum gehen, wie wir heute in Kamerun und Deutschland Kolonialismus erinnern und darüber sprechen. Marlene Gärtner hat den deutsch-südafrikanischen Verein „Bridging Gaps e.V.“ mitgegründet, der politische Bildungsarbeit mit kreativem Lernen verbinden: Für den Verein entwickelt und realisiert sie regelmäßig Workshops zu Alltagsrassismus, Othering und Gender-Rollen.

Moderiert wird das Gespräch von Daniel Bendix. Daniel Bendix ist bei Afrique-Europe-Interact aktiv und arbeitet als Professor für Global Development an der Theologischen Hochschule Friedensau. Er ist der Autor von „Global Development and Colonial Power. German Development Policy at Home and Abroad“ (Rowman & Littlefield International, 2018).

Rodrigue Péguy Takou Ndie wurde im Dezember 1981 in Bafoussam (Kamerun) geboren, wo er seine Kindheit und Jugend verbrachte. An der Universität Yaoundé studierte er Wirtschaftswissenschaften, arbeitete dann aber als Autor und Schriftsteller. Aus politischen Gründen musste Rodrigue Péguy Takou Ndie im Jahr 2013 aus Kamerun fliehen. Mittlerweile lebt er in Deutschland, wo er sich u.a. bei dem Netzwerk Afrique-Europe-Interact engagiert.

Organisiert wird die Veranstaltung vom Referat für Gleichstellung, Familienförderung und Diversity der Universität Konstanz, das seit 2015 das Projekt Studieren im Asyl der Universität koordiniert, in Kooperation mit der Volkshochschule Landkreis Konstanz e.V.

Über diesen Link können Sie den Zoom-Veranstaltungsraum betreten.

Rodrigue Péguy Takou Ndie
Rodrigue Péguy Takou Ndie