Chile-Mural als Ort der Erinnerung
50 Jahre nach dem Putsch in Chile erklären die chilenische Botschafterin Magdalena Atria und Universitätsrektorin Katharina Holzinger das chilenische Wandgemälde an der Universität Konstanz zum Ort der Erinnerung an das chilenische Exil. Zum Festakt und einer begleitenden Tagung sind zudem mehrere ZeitzeugInnen geladen, welche ihre Erfahrungen eines Lebens in der Diktatur und dessen Folgen teilen.
Am 11. September 1973 wurde unter der Führung von General Augusto Pinochet die demokratisch gewählte Regierung von Präsident Salvador Allende gestürzt, was zu einer siebzehn Jahre anhaltenden zivil-militärischen Diktatur und schweren Menschenrechtsverletzungen führte. Der politische Umbruch und die sich daraus ergebenden Flucht- und Migrationserfahrungen wurden auf vielfältige künstlerische Art verarbeitet, so auch im sogenannten Chile-Mural, das in der Bibliothek der Universität Konstanz ausgestellt ist und nun offiziell als Erinnerungsort fungiert.
Das 1,70 x 8,10 Meter große Mural thematisiert den Freiheitskampf des chilenischen Volkes und zeigt eine Frauenfigur mit entblößter Brust, die die chilenische Flagge formt. Im Rahmen einer Forschungsinitiative der Universität Konstanz wurde die Geschichte des Wandbilds aufgedeckt. Unter Leitung der Romanistin und Kulturwissenschaftlerin Sandra Rudman konnte rekonstruiert werden, dass das Kunstwerk im Rahmen eines Konzerts der Konstanzer Singegruppe und der chilenischen Folkband Quilapayún am 25. April 1977 von einer Gruppe von ExilchilenInnen, der ‚Brigade Salvador Allende‘, gemalt wurde. Das Projekt zeigt, dass die Erinnerungen an das chilenische Exil ein transnationales Netzwerk darstellen, das sich auch in den zahlreichen von im Exil lebenden ChilenInnen geschaffenen Murales (Wandbildern) zeigt.
In der Geschichte spielte die Universität Konstanz eine wichtige Rolle bei der Aufnahme und Unterstützung geflüchteter ChilenInnen nach 1973. Diese Solidarität manifestierte sich in zahlreichen Initiativen und Veranstaltungen, darunter Konzerte, die von im Exil lebenden MusikerInnen der Nueva Canción Chilena wie Quilapayún begleitet wurden. Das Konstanzer Wandbild ist somit auch ein Symbol der Solidarität und Unterstützung für heutige Studierende und DoktorandInnen, die in ihren Herkunftsländern mit Bildungsbeschränkungen und Menschenrechtsverletzungen konfrontiert sind.
Tagung „Überlegungen anlässlich des 50. Jahrestags des Militärputsches in Chile“
Die den Festakt begleitende Tagung beleuchtet die vielschichtigen Auswirkungen des Militärputsches mit besonderem Fokus auf das chilenische Exil. Im Zuge dieser wurden ExpertInnen und ZeitzeugInnen aus verschiedenen Disziplinen zusammengebracht, um den Fragen nach Erinnerungspolitiken, Narrativen der Diktatur und der transgenerationellen Weitergabe von Exilerfahrungen nachzugehen. Organisiert wird sie vom Konstanzer Lateinamerika Forum (KoLaF) unter Koordination von Sandra Rudman sowie Anne Kraume und Kirsten Mahlke.