Corona in Konstanz - Flacht die Kurve ab?
Für viele Konstanzerinnen und Konstanzer ist SARS-CoV-2 bereits im engeren Bekannten-, Freundes- und Familienkreis angekommen. Die Maßnahmen sollten durch deiner Verringerung der Neuinfektionen auch dazu führen, dass die Zahl der Infektionen im eigenen Umfeld der Bürgerinnen und Bürger langsamer ansteigt. Ein Vergleich der bisherigen Befragungswellen gibt Aufschluss darüber, ob von einer abflachenden Kurve gesprochen werden kann.
Kenntnis von infizierten Personen im Netzwerk nimmt kaum noch zu, während die geschätzte Prävalenzrate auf niedrigem Niveau ansteigt
Von der ersten bis zur zweiten Befragungswelle stieg der Anteil der Befragten, die in ihrem Familien-, Bekannten-, Freundes- und Kolleg/innenkreis jemanden kennen, der positiv getestet wurde, von 16 % auf 32 %. Von der zweiten zur dritten Befragung ist nur noch ein geringer Anstieg erkennbar. Nun liegt der Wert bei 35 %. Dies dürfte mit der allgemeinen Verlangsamung der Neuinfektionsrate einhergehen. Der bereits berichtete Zusammenhang mit dem Alter der Befragten verstärkt sich noch: Bei 18- bis 30-Jährigen beläuft sich der Anteilswert auf 41 %, in der Altersgruppe der über 60-Jährigen auf nur 25 %. Wiederum nannten die Befragten, welche positiv getestete Personen kennen, zusätzlich, wie viele Personen ihres Wissens in ihrem persönlichen Netzwerk mit dem Virus infiziert sind. Dies waren in der ersten Befragungswelle insgesamt 441 Personen, in der zweiten Welle waren es 1.074 Personen und in der dritten Welle 1.173, was gleichfalls eine Abflachung des Anstiegs anzeigt. Gewichtet an der Anzahl der Befragten ergeben sich Mittelwerte von 0,31 in der ersten Welle, von 0,67 in der zweiten Welle und 0,78 in der dritten Welle (also ein/e Befragte/r kennt im Durchschnitt 0,78 infizierte Personen in seinem/ihrem Netzwerk). Weitere Analysen ergeben erneut, dass dieser Wert nicht mit dem Geschlecht, aber deutlich mit dem Lebensalter und der Netzwerkgröße zusammenhängt: Befragte über 60 Jahre kennen weniger infizierte Personen, haben aber auch ein kleineres Netzwerk.
Diesen Analysen zur Verbreitung im Netzwerk steht wiederum eine verschwindend geringe Prävalenz von Infektionen der Befragten (Stand 10.05.2020) gegenüber. Wie Tabelle 1 zeigt, wurden nun 0,7 % der Befragten positiv getestet. Die Anzahl der negativ getesteten Personen beläuft sich auf 3 %.
Diese Werte würden – immer unter der nicht unproblematischen Voraussetzung der einfachen Zufallsauswahl – eine grobe (und mit Unsicherheit behaftete) Abschätzung erlauben, wie viele Personen (über 18 Jahre) in Konstanz positiv getestet sind: Man kommt auf eine hochgerechnete Zahl von 499 Personen am 10. Mai. Das 90 %-Vertrauensintervall ist recht groß und reicht von 240 bis 758, das heißt die Abschätzung bleibt immer noch unbefriedigend ungenau. Angesichts der berichteten Fallzahl für den gesamten Landkreis (455 am 11.05.2020) erscheint die geschätzte Zahl in der Bürgerbefragung als akzeptable Annäherung. Somit dürfte die mit gewissen zusätzlichen und schwer zu kontrollierenden Unsicherheiten verbundene Schätzung eines sehr geringen Anteils positiv getesteter Personen (0,3 % bis 1,2 %) in der Wohnbevölkerung der Stadt Konstanz realistisch sein.