Datenintensive Forschung braucht mehr als Infrastrukturen - Wissenschaftsrat formuliert Leitlinien für Kulturwandel
Um einen Kulturwandel in der datenintensiven Wissenschaft einzuleiten, hat der Wissenschaftsrat das Positionspapier „Zum Wandel in den Wissenschaften durch datenintensive Forschung“ mit acht Leitlinien und daraus resultierenden Empfehlungen verabschiedet. Adressaten sind Hochschulen und Forschungseinrichtungen, Forschungsförderer sowie Bund und Länder.
Derzeit illustriert die Pandemie sehr konkret, was bis vor Kurzem für Viele noch abstrakt war: die intensive Nutzung digitaler Daten eröffnet der Forschung heute eine Vielzahl neuer Möglichkeiten und neue Methoden der Datengewinnung, des Datenaustauschs und der Datenanalyse haben an dieser Beschleunigung großen Anteil. Während digitale Infrastrukturen auf dem neuesten Stand für datenintensive Forschung essentiell sind, geht es nach Auffassung des Wissenschaftsrats jedoch um mehr: „Wir müssen den nötigen Kulturwandel in Angriff nehmen und aktiv gestalten“, fordert die Vorsitzende des Wissenschaftsrats, Professorin Dorothea Wagner.
Nur wenn die Bereitschaft von Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern, Daten mit anderen zu teilen, vorhanden sei, können Daten in neuer Weise zusammengeführt und wiedergenutzt werden. Um dabei hohe Qualität und effiziente Arbeitsprozesse zu sichern, sei es wichtig, sich auf gemeinsame Standards für die Aufbereitung der Daten, für die Dokumentation ihrer Verarbeitung einschließlich der Offenlegung verwendeter Software sowie für die Nutzung von Daten zu verständigen. Diese Verständigung auf entsprechende Regeln müsse von der Gemeinschaft der Forschenden ausgehen. Während in vielen Wissenschaftsgebieten die frühzeitige Offenlegung der Daten der beste Weg sein wird, muss in anderen der Schutz von Daten, die sich auf Menschen oder deren Werke beziehen, gewährleistet werden. Deshalb werden die Regeln, nach denen Daten geteilt und archiviert werden, nicht für alle Wissenschaftsgebiete gleich sein.
Um alle Verantwortlichen und Beteiligten bei diesem Prozess zu unterstützen, hat das wissenschaftspolitische Beratungsgremium von Bund und Ländern auf seinen virtuellen Oktobersitzungen 2020 das Positionspapier „Zum Wandel in den Wissenschaften durch datenintensive Forschung“ mit acht Leitlinien und daraus resultierenden Empfehlungen verabschiedet.
Darüber hinaus verabschiedete der Wissenschaftsrat Empfehlungen zu Perspektiven der Informatik, eine Stellungnahme zur Einführung des Kerndatensatz Forschung und ein Positionspapier zur Wissenschaft im Spannungsfeld von Disziplinarität und Interdisziplinarität.