Homeschooling - J.M. Cameron, pexels.com

Erste Ergebnisse der Lehrerbefragung

Erste Befunde der Lehrerbefragung "Wie gelingt Unterricht, wenn die Schulen geschlossen sind?" der BiSE zeigen: Die meisten Lehrkräfte fühlen sich schlecht auf den digitalen Unterricht vorbereitet, sehen in der aktuellen Situation aber Potential für das digitale Lehren und Lernen in der Zukunft.

Mitte März 2020 wurden die Schulen in allen Bundesländern kurzfristig geschlossen, was den Lehrkräften nur wenig Zeit ließ, ihren Unterricht auf digitale Lehre umzustellen. Wie haben die Lehrkräfte diese Umstellung erlebt, wie sehr fühlten sie sich unterstützt und welche digitalen Medien nutzten sie, um mit ihren Schülerinnen und Schülern im Austausch zu bleiben? Das wollte ein Forschungsteam der BiSE wissen und befragte rund 400 Lehrkräfte überwiegend aus dem westlichen Bodenseeraum. Die ersten Befunde der Umfrage haben wir für Sie zusammengefasst. Eine ausführlichere Auswertung finden Sie auch in unserem Kurzbericht zur Befragung.

Kurzvorstellung der Ergebnisse

Vier von fünf Befragten arbeiteten ausschließlich im Homeoffice, 17 % sowohl in der Schule als auch im Homeoffice und nur 3 % ausschließlich in der Schule. Neun von 10 Lehrpersonen gaben an, für ihre Arbeit unter den neuen Bedingungen technisch gut ausgerüstet zu sein. Positiv ist festzustellen, dass rund drei Viertel der Lehrkräfte angaben, einen ruhigen Arbeitsplatz zu haben sowie berufliche und familiäre Verpflichtungen gut miteinander vereinbaren zu können – und dies, obwohl 43 % der Befragten selbst Kinder hat.

Gleichzeitig fühlten sich aber auch 60 % der Lehrkräfte nicht gut auf die Arbeit mit digitalen Medien und einen vollständig digitalisierten Unterricht vorbereitet. „Dies ist ein Befund, der angesichts des bekannten digitalen Rückstands im deutschen Bildungssystem zwar wenig überrascht,“ so Prof. Schumann, Mitverfasser der Studie, „jedoch aufgrund der durch die Schulschließung ausgelösten digitalen Notwendigkeiten als äußerst ungünstig eingeschätzt werden muss.“ Der fehlenden Ausstattung und Vorbereitung begegneten die Lehrkräfte allerdings pragmatisch und proaktiv: 70 % der Befragten sagten, dass ihnen bei technischen Problemen von privater Seite geholfen würde, also durch Partner, Familienangehörige oder Freunde. Zugleich erfahren sie viel und zeitnah technische Unterstützung aus ihrer jeweiligen Schule.

Herausforderungen stellten sich für die Lehrkräfte vor allem in Bezug auf die Überprüfung des Lernfortschritts und auf die Selbstorganisationsfähigkeiten der Schülerinnen und Schüler. Viele sehen zudem einen deutlich höheren Zeitbedarf im Vergleich zum Präsenzunterricht. „Die Planung von Unterricht ohne Präsenz und Experimente ist für Lehrer gerade auch in naturwissenschaftlichen Fächern eine besondere Herausforderung“, gibt Dr. Möhrke, Mitverfasser aus der Fachdidaktik Physik, zu bedenken.

Die Hälfte der Lehrkräfte gab darüber hinaus an, dass die Lernenden die Unterstützung der Eltern zur Bewältigung der Aufgaben benötigen, wenngleich sie diese Unterstützung nicht per se miteinplanten. „Ähnliche Ergebnisse bezüglich der Unterstützung durch die Eltern, zeigten sich auch in unserer Elternbefragung zum Heimunterricht“, fügt Prof. Hachfeld hinzu, ebenfalls Mitverfasserin der Studie. Welche langfristigen Änderungen sich im Hinblick auf die Gestaltung von Unterricht durch die Erfahrungen während der Schulschließungen ergeben, soll in einer weiteren Studie untersucht werden, über die wir Sie auf unserer Webseite auf dem Laufenden halten werden.