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Schul­schlie­ßung und Familien­leben

Erste Ergebnisse einer Elternbefragung an der Universität Konstanz zeigen: Die meisten der befragten Familien kommen mit der Schulschließung gut zurecht

Die Ferien haben endlich begonnen. Familien mit schulpflichtigen Kindern können aufatmen. Die Zeit, in denen der Unterricht zu Hause stattfand, ist nun erstmal zu Ende. Doch wie haben die Eltern und Kinder diese Zeit erlebt und wie haben sie das Lernen gestaltet? Das wollte die Arbeitsgruppe Erziehungswissenschaft an der Universität Konstanz unter der Leitung von Prof. Dr. Axinja Hachfeld wissen und befragte rund 1.500 Familien aus ganz Deutschland. Erste Ergebnisse zeigen: Die meisten der befragten Familien kamen mit der ungewohnten Situation gut zurecht. Diese Ergebnisse sind allerdings vor dem Hintergrund der Sozialstruktur der teilnehmenden Eltern zu interpretieren. 

Obwohl der Großteil der Eltern ihrer Arbeit im Homeoffice weiterhin nachging, traten die Eltern der Schulschließung mehrheitlich zuversichtlich und motiviert entgegen. 79 Prozent fühlten sich ihrer Rolle als „Hilfslehrerinnen und Hilfslehrer“ fachlich gewachsen, knapp die Hälfte der Eltern fand den Heimunterricht entspannt. Die andere Hälfte beschrieb den Heimunterricht jedoch als stressig. 70 Prozent der Familien hielt sich an feste Zeiten für die Bearbeitung der Schulaufgaben. In dieser Zeit lernten und arbeiteten viele Kinder überwiegend selbstständig. Die Hälfte der Eltern gab jedoch sowohl an, ihre Kinder dabei zu unterstützen, als auch, dass ihrer Meinung nach die Lehrkräfte ihre Hilfe gezielt einplanten. Zwar waren mehr als zwei Drittel der Eltern der Meinung, die Kinder lernten zu Hause weniger als in der Schule, Sorgen, dass das Kind nach der Schließung in der Schule nicht mehr mitkäme, machten sich aber Dreiviertel der Eltern nicht. 

„Natürlich konnten wir mit unserer Studie nicht alle Eltern gleichermaßen erreichen“, sagt Axinja Hachfeld von der Binational School of Education der Universität Konstanz. Die Hälfte der befragten Eltern hatte einen Hochschulabschluss und nur ein geringer Teil gab an, in beengten Wohnverhältnissen zu leben oder durch die derzeitige Situation in finanzielle Schwierigkeiten zu geraten. Die Erziehungswissenschaftlerin fügt an: „Unsere Ergebnisse sind also nicht repräsentativ für alle Familien in Deutschland. Es ist wichtig, die Familien zu unterstützen, die von den derzeitigen Beschränkungen noch stärker betroffen sind.“ Für die Bildungspolitik relevant ist der Befund, dass 80 Prozent der Eltern davon ausgehen, dass die Schulschließungen dauerhafte Veränderungen in der Nutzung digitaler Medien für die Schule mit sich bringen werden. 

Einen positiven Einfluss auf den Alltag der Familie hatte die Schulschließung trotz allem: Gemeinsame Aktivitäten wie Essen, Kochen, Unterhaltungen und Freizeitaktivitäten fanden in dieser Zeit bei den meisten Familien häufiger statt. Gleichzeitig nahm aber auch der Streit um Medien und die Erledigung von Schulaufgaben zu. 

Das Forschungsteam befragte die Eltern auch zu ihren Kindern: Nach Angaben der Eltern litt der Großteil der Kinder unter den sozialen Beschränkungen, machte sich Sorgen um die Gesundheit anderer und informierte sich über COVID-19. 71 Prozent der Eltern gaben an, ihre Kinder vermissten die Schule. „Ein Ergebnis, das die Lehrinnen und Lehrer sicher freuen wird“, so die Leiterin der Studie. Auch die Lehrerinnen und Lehrer sind durch die Schulschließung kurzfristig mit enormen Umstellungen konfrontiert worden, mussten ihre Unterrichtspläne anpassen und sich neue Möglichkeiten der Kommunikation überlegen. 

Wie die Lehrkräfte ihren „Unterricht ohne Schule“ umgesetzt haben, untersucht nun eine weitere Studie der Binational School of Education unter der Leitung von Axinja Hachfeld, des Fachdidaktiker Dr. Philipp Möhrke und des Wirtschaftspädagogen Prof. Dr. Stephan Schumann. Lehrerinnen und Lehrer können unter diesem Link an der Befragung teilnehmen.

 
Faktenübersicht:

  • Elternbefragung an der Universität Konstanz zur Schulschließung und zum häuslichen Lernen mit den Kindern
  • Teilnahme von 1.500 Familien aus ganz Deutschland
  • Unter der Leitung von Prof. Dr. Axinja Hachfeld von der Binational School of Education der Universität Konstanz
  • Neue Studie der Binational School of Education befragt Lehrerinnen und Lehrer zum „Unterricht ohne Schule“. Teilnahme