„Mehr Erinnerung wagen“
Bei einer Tagung im Konstanzer Konzil wird das Interviewprojekt „Generation 1975“ vorgestellt, in dem Menschen aus Ost- und Westdeutschland zu ihren Erinnerungen an ein geteiltes und wiedervereinigtes Deutschland gefragt werden. Mit dem Videomaterial wurden an den Universitäten Konstanz und Tübingen Studien durchgeführt. In einer Abendveranstaltung findet die Premiere des Films zur „Generation Mauerbau“ statt.
ZeitzeugInnen spielen bei der Vermittlung von Geschichte eine wichtige Rolle, ob in der Schule oder in der Familienerzählung. Am 4. und 5. Mai 2023 werden Forschende, Lehrkräfte, ZeitzeugInnen, MultiplikatorInnen und Interessierte unter dem Titel „Mehr Erinnerung wagen“ zu einer öffentlichen Tagung im Konstanzer Konzil zusammenkommen. Im Zentrum der Berichte und der Podiumsdiskussionen der Fachtagung am Donnerstag, 4. Mai, stehen Interviewprojekte, die von der Universität Konstanz durchgeführt wurden und in denen Menschen aus Ost- und Westdeutschland zu ihren Erinnerungen an ein geteiltes und wiedervereinigtes Deutschland befragt wurden.
Bei der Abendveranstaltung am 4. Mai findet die Filmpremiere der neuen Interviewstudie mit der „Generation Mauerbau“ statt. Aleida und Jan Assmann, Kulturwissenschaftlerin bzw. Honorarprofessor der Universität Konstanz, werden zu Beginn um 18 Uhr in das Projekt einführen. Der zweite Tag dient der Vermittlung zwischen den Institutionen und Forschenden. Interessierte sind zu allen drei Teilen der Veranstaltung herzlich eingeladen.
Über den Umgang mit der deutsch-deutschen Vergangenheit im Osten und Westen
Diejenigen, die „dabei“ waren und von der Vergangenheit aus eigener Erfahrung erzählen können, wirken besonders glaubwürdig. Daher wird mit ZeitzeugInnenaussagen – ob live oder als Video – in der Schule, aber auch in Museen und Ausstellungen häufig gearbeitet. Die Interviews mit 26 Menschen, 1975 in Ost- oder Westdeutschland geboren, wurden wissenschaftlich ausgewertet. Christiane Bertram, Juniorprofessorin an der Binational School of Education (BiSE) der Universität Konstanz und Leiterin des Projekts, wird in der Fachtagung bei der Auswertung der Interviewstudie „Generation 1975“ den Umgang mit der deutsch-deutschen Vergangenheit ins Blickfeld rücken.
Als „Ost-West-Pärchen“ nahmen die Interviewten teil an einer groß angelegten Unterrichtsstudie, die von der Deutschen Forschungsgemeinschaft (DFG) gefördert wurde. Um die unterschiedliche Wirksamkeit der analogen und digitalen Vermittlung zu untersuchen, kamen sie entweder live in die Klassen, oder es wurde mit ihren Videos gearbeitet. Die thematische Einführung und Einordnung übernimmt als Experte für die „Wiedervereinigungsgesellschaft“ Thomas Großbölting von der Universität Hamburg. In wechselnden Podien werden die Ergebnisse der Studien mit ExpertInnen, aber auch mit den ZeitzeugInnen, den Lehrkräften und den SchülerInnen diskutiert.
Premiere des neuen Films mit der „Generation Mauerbau“
Die Abendveranstaltung steht im Zeichen der Filmpremiere zur neuen Studie mit Menschen aus Ost und West, die 1961 geboren wurden und die ihre Perspektiven auf die Transformationszeit schildern. Aleida und Jan Assmann werden in den Abend einführen, da die neue Studie durch die finanzielle Unterstützung des gemeinsamen Projekts „Gemeinsinn. Was ihn bedroht und was wir für ihn tun können“ möglich wurde, das an der Universität Konstanz von der Dr. K. H. Eberle Stiftung gefördert wird. In dem Film, der aus den Interviews entstanden ist, werden Geschichten aus West- und Ostberlin, Sachsen und Baden-Württemberg zu hören sein.
Auch in diesem Fall haben die VideokünstlerInnen Ina Rommee und Stefan Krauss die Interviews geführt und eine Videoinstallation daraus geschaffen. Sie werden gemeinsam mit ZeitzeugInnen und MultiplikatorInnen im abschließenden Podiumsgespräch über ihre Arbeit sprechen. Der Abend endet mit einem Empfang und Buffet, zu dem alle eingeladen sind.
Der „Markt der Möglichkeiten“ – Vernetzungsangebote
Der zweite Tag der Veranstaltung stellt den „Markt der Möglichkeiten“ in den Mittelpunkt, der Forschenden, Bildungseinrichtungen, Gedenkstätten und Verlagen die Gelegenheit gibt, ihre Projekte vorzustellen und sich über Kooperations- und Unterstützungsmöglichkeiten auszutauschen. Das Zentrum für Schulqualität und Lehrerbildung (ZSL) in Baden-Württemberg stellt das „Generationenportal“ vor, das langfristig eine Möglichkeit bietet, auf die erarbeiteten Unterrichtseinheiten und die Videos zuzugreifen.
„Wir wollen zwischen den AkteurInnen in der inner- und außerschulischen historischen Bildungsarbeit vernetzen und die Tagung nutzen für den Transfer der Forschungsergebnisse in die Zivilgesellschaft“, so Christiane Bertram.
Faktenübersicht:
- Öffentliche Tagung „Mehr Erinnerung wagen. Tag der ZeitzeugInnen: Perspektiven auf die Transformationszeit“ am 4. und 5. Mai 2023 im Konzil Konstanz, Hafenstraße 2
- Diskussion der Zeitzeugenstudien „Generation Mauerbau“ an der Universität Konstanz
- Studienleiterin Dr. Christiane Bertram, Juniorprofessorin für Fachdidaktik in den Sozialwissenschaften an der Binational School of Education (BiSE) der Universität Konstanz und Veranstalterin der Tagung
- Premiere des Films mit der „Generation Mauerbau“ bei der Abendveranstaltung
- Kooperation mit dem Hector Institut für Empirische Bildungsforschung, Universität Tübingen, Stiftung Berliner Mauer, Archiv Deutsches Gedächtnis, Gedenkstätte Hohenschönhausen, Koordinierendes Zeitzeugenbüro
- Förderung der Studien und der Veranstaltung durch die Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG), Bundesstiftung Aufarbeitung der SED-Diktatur, Bundeszentrale für Politische Bildung, durch den Wochenschau-Verlag und den Waxmann-Verlag
- Mehr Informationen und Programm: https://t1p.de/jymsg