Neue Veröffentlichung: Kommunikation auf Sozialen Netzwerkplattformen
Neuer Text von Andreas Jungherr zur Rolle von Sozialen Netzwerkplattformen in der Politischen Kommunikation und Einstellungsbildung.
Für das neue Handbuch Einstellungs- und Verhaltensforschung habe ich einen Überblickstext zur Rolle von Kommunikation auf Sozialen Netzwerkplattformen in politischer Kommunikation und Einstellungsbildung geschrieben [Preprint]. Der Text bietet hierzu einen aktuellen Forschungsüberblick.
Auch wenn die Forschung zur Rolle von Sozialen Netzwerkplattformen in der politischen Kommunikation noch am Anfang steht lassen sich bereits einige interessante Punkte in der Forschung identifizieren. Der Text spricht hier neben konzeptionellen, methodischen und grundsätzlichen Fragen zur Funktion dieser Plattformen die folgenden Themen an:
Soziale Netzwerkplattformen als
- Orte politischer Information;
- Orte politischen Austausches;
- Orte politischer Beteiligung; und
- Kampagnenwerkzeug.
Eine wichtige bisher in der Forschung noch unterrepräsentierte Perspektive ist die Untersuchung von Sozialen Netzwerkplattformen als Institutionen, die politischen Informationsfluss in Gesellschaften formen:
Die institutionelle Verzahnung zwischen Nachrichtenorganisationen, politischen Akteuren und den Betreibern sozialer Netzwerkplattformen bietet ein reiches bisher nur oberflächlich angerissenes Forschungsobjekt. Mit der steigenden Bedeutung sozialer Netzwerkplattformen als Quelle politischer Information stellt sich auch zunehmend die Frage nach der Transparenz und Regulierung von Algorithmen und Werbung, die Inhalte ausgewählten Nutzergruppen sichtbarer machen oder unsichtbar halten.
Hier liegen auch beträchtliche Forschungspotentiale in der Nutzung von Methoden der Computational Social Science (CSS). Neue umfangreiche Datensätze, die auf Sozialen Netzwerkplattformen gesammelt werden können bieten detaillierte Einblicke in Nutzerverhalten, algorithmisch gesteuerte Eingriffe in individuelle Informationsräume oder das gezielte Targeting von Nutzergruppen durch Anzeigen. Die CSS verspricht also empirisch messbaren Einblick in das Verhalten von Plattformen in abhängig interner und externer Governance. Dies setzt jedoch voraus, dass die CSS aktuelle methodologische Herausforderungen erfolgreich überwindet.
Die Fragen der institutionellen Eigenschaften, Verzahnung und Regulierung von digitalen Plattformen und die Entwicklung der Computational Social Science werden Gesellschaft und Politikwissenschaft in den nächsten Jahren noch ausgiebig beschäftigen. Warum also nicht jetzt schon einsteigen?
Aber auch für Lektüre über Soziale Netzwerkplattformen hinaus bietet der Sammelband viel Spannendes. Den Herausgeber Thorsten Faas, Oscar W. Gabriel und Jürgen Maier ist eine sehr interessante und nützliche Zusammenstellungen von Texten zu unterschiedlichen Aspekten der aktuellen Einstellungs- und Verhaltensforschung gelungen.
Andreas Jungherr (2020). Kommunikation auf Sozialen Netzwerkplattformen. In Einstellungs- und Verhaltensforschung: Handbuch für Wissenschaft und Studium, Hrsg. Thorsten Faas, Oscar W. Gabriel und Jürgen Maier. Baden-Baden: Nomos. S. 184-206. [Preprint]