Thurgauer Prognoseforum 2019
Themen waren die Wirtschaftsaussichten 2020 und die aktuelle Tiefzinphase aus historischer Perspektive.
Der Leiter des Thurgauer Wirtschaftsinstituts, Prof. Dr. Urs Fischbacher, lud am 24. Oktober 2019 zum Thurgauer Prognoseforum ins Unternehmerforum Lilienberg ein. Das zahlreich erschienene und sehr interessierte Publikum erfuhr von Prof. Dr. Jan-Egbert Sturm von der Konjunkturforschungsstelle KOF der ETH Zürich die konjunkturellen Aussichten für 2020. Trotz der zahlreichen Unwägbarkeiten wie dem Handelskrieg zwischen den USA und China, dem Brexit, den Staatsverschuldungen und weiteren geopolitischen Erschütterungen sind die Prognostiker der KOF verhalten zuversichtlich. Zwar leidet der Aussenhandel, doch ist der Binnenhandel nach wie vor erstaunlich robust. Unsicherheiten bestehen nach wie vor beim Wechselkursgefälle, was schwierig voraussehbar ist.
Prof. Dr. Tobias Straumann, der Wirtschaftshistoriker der Universität Zürich, ging auf die aktuelle Niedrigzinspolitik ein und verglich sie mit jenen aus früheren Zeiten, beispielsweise der globalen Wirtschaftskrise von 1929, die letztlich zum Aufstieg Hitlers in Deutschland führte. Verheerend war damals, dass die Zentralbanken zu lange zuwarteten mit ihrer Niedrigzinspolitik und dann schockartig die Zinsen massiv erhöhen mussten, was letztlich zum Zusammenbruch des Systems führte. Zwar weiss niemand, wie lange das derzeitig tiefe Zinsniveau anhält oder ob es sogar noch tiefer fällt, aber Straumann vermutet, dass es noch recht lange andauern dürfte. Tröstlich zu wissen, dass insbesondere Japan mit einer unglaublichen Staatsverschuldung und langer Dauer einer Nullzinspolitik recht gut dasteht, beinahe mit Vollbeschäftigung.