Eine Halle in der eine runde große Leinwand aufgebaut ist, auf der 15 Videoinstallationen gezeigt werden.
Ein Blick auf die Videoinstallation / Copyright: David Frommhold

Wahrnehmungswelten außerhalb des Menschlichen

Wie nehmen Tiere die Welt wahr? Die Ausstellung “Networked Beings – Parameters and Parallels” macht dies für ihre ZuschauerInnen vom 6.-8. September 2024 im Bürgersaal Konstanz erlebbar. Forschende des Exzellenzclusters Kollektives Verhalten der Universität Konstanz unterstützten die Entstehung des Kunstwerkes mit Forschungserkenntnissen und treten am 6. September 2024, 18 Uhr, in einer Podiumsdiskussion mit den KünstlerInnen in einen öffentlichen Austausch.

„Networked Beings – Parameters and Parallels“ ist eine fesselnde Videoinstallation mit 360-Grad-Raumklang, die auf immersive Weise Medienkunst und Wissenschaft vereint. Die ZuschauerInnen werden in die faszinierende Welt der Tiere entführt und erleben hautnah, wie unterschiedlich diese ihre Umwelt in ihrem artenspezifischen Lebensraum wahrnehmen. „Zehn unterschiedliche Tiere, darunter Turmfalke, Heuschrecke, Chamäleon und Karpfen, offenbaren ihre einzigartigen Sinneswelten und entrücken dabei die BesucherInnen aus ihrer eigenen menschlichen Wahrnehmung. Damit wollen wir sie dazu anregen, das anthropozentrische Verständnis unserer Umwelt zu hinterfragen“, erklärt Künstlerin Kristin Jakubek. Der Diversität der biologischen Wahrnehmungsapparate wird die rein algorithmische Datenverarbeitung einer künstlichen Intelligenz (KI) gegenübergestellt und die ZuschauerInnen erhalten einen Einblick in die rein mathematische Verarbeitung der Welt der KI anhand von Datensätzen.

Da Natur heutzutage nicht mehr ohne menschlichen Einfluss existiert und zunehmend dem technischen Fortschritt weichen muss, werden in dem 24-minütigen Videokunstwerk die beiden nicht-menschlichen Formen – tierisch und digital – und deren Art, die Welt durch elektrische Signale zu verarbeiten, parallel erforscht. „Mit der unmittelbaren Gegenüberstellung wirft die Arbeit wichtige, kontemporäre Fragen im Spannungsfeld von Mensch und Natur auf“, sagt Kristin Jakubek.

Hemal Naik, Forscher am Exzellenzcluster Kollektives Verhalten, kennt bisher kein Projekt, bei dem Künstliche Intelligenz tatsächlich Reize für Tiere generiert. „Der Tag kann jedoch nicht mehr lange auf sich warten lassen“, meint er. Kristin Jakubeks Idee, die Intelligenz von Tieren in die Diskussionen über menschliche Intelligenz und maschinelle Intelligenz (KI) einzubringen, unterstützte er sofort. Es entstand eine fruchtbare Diskussion im Hinblick auf die gegenwärtige Forschung und den künstlerischen Blick auf die Sinneswahrnehmung von Tieren, der die Perspektiven von Künstler*innen und Forschenden bereicherte. 

An diesem Diskurs möchten alle Beteiligten die Öffentlichkeit teilhaben lassen. Daher findet im Rahmen der Ausstellung am Freitag, 6. September 2024, 18 Uhr, zunächst eine Einführung durch die Künstlerin Kristin Jakubek statt. Anschließend führen Kristin Jakubek und Produzent und Kameramann Leon Brandt ein Podiumsgespräch mit den Forschenden Armin Bahl, Einat Couzin-Fuchs, Hemal Naik und Anna Stöckl des Exzellenzclusters Kollektives Verhalten der Universität Konstanz. Die vier Forschenden beschäftigen sich mit Entscheidungsfindung bei Tieren und der sinnlichen Wahrnehmung von Tieren.