Vortragsreihe und Begleitseminar "Energie und Transformation"
Nachhaltiger Wandel des Energiefaktors aus interdisziplinärer Perspektive
Die Transformation des Energiesektors ist hinsichtlich des Klimawandels eine der bedeutendsten interdisziplinären Aufgaben dieses Jahrzehnts. Die entsprechenden Technologien müssen bereitstehen bzw. entwickelt werden sowie ökonomisch einsetzbar sein. Gleichzeitig müssen die Rahmenbedingungen – politisch, juristisch und gesellschaftlich – und die zeitliche Umsetzbarkeit angepasst werden.
In Zusammenarbeit mit dem SQ-Zentrum und dem Green Office fokussiert die Vortragsreihe die folgende Frage: Wie können die verschiedenen Gebiete zusammenspielen, damit die Energiewende gelingt?
Information zum Begleitseminar: Ein Besuch der 7 Vorträge der Vorlesungsreihe ist Voraussetzung für die Teilnahme. Im Begleitseminar werden die Inhalte der Vorträge weiter vertieft und kritisch reflektiert. Offen gebliebene Fragen und Kontroversen aus den Vorträgen, ergänzende Literatur sowie Beiträge der TeilnehmerInnen bilden die Grundlage für das Seminar. Es richtet sich an Studierende aller Fachrichtungen, die Interesse haben, interdisziplinär - naturwissenschaftlich, politisch, juristisch, betriebswirtschaftlich und soziologisch - auf die Transformation des Energiesektors zu blicken. Weitere Informationen
Personen, Titel und Termine (jeweils donnerstags, 18.45 – 20.15 Uhr)
Vortragende/r | Titel | Termin |
Dr. Brugger, Heike | Energie-U-turn? – Einführung in die Energiepolitik und ihre aktuellen Herausforderungen | 12. Mai online |
Prof. Dr. Hahn, Giso | Photovoltaik – eine zentrale Säule der zukünftigen nachhaltigen Energieversorgung | 19. Mai hybrid R611 |
Prof. Dr. Best, Frank | Grundlagen der CO2-Bepreisung in Europa und Deutschland | 2. Juni hybrid R611 |
Prof. Dr. Mahlke, Kirsten | 50 Jahre Limits to Growth – eine kulturwissenschaftliche Reflexion über die Grenzen des Energiekonsums | 9. Juni hybrid R611 |
Prof. Dr. Volkwein, Stefan | Mathematische Optimierung in der nachhaltigen Transformation des Energiesektors | 23. Juni hybrid R611 |
Ass.-Prof. Dr. Schaffer, Lena Maria | Verteilungswirkung und öffentliche Akzeptanz ambitionierter Klimapolitik | 30. Juni hybrid R611 |
Dr. Chladek, Julia | Verfahrensbeschleunigung um jeden Preis? Die Energiewende im Spannungsfeld von Umwelt- und Naturschutzrecht | 7. Juli online |
Abstracts:
Energie-U-turn? - Einführung in die Energiepolitik und ihre aktuellen Herausforderungen
Dr. Heike Brugger
In diesem Vortrag gibt Dr. Heike Brugger Einblicke in die deutsche und europäische Energiepolitik und geht unter anderem den folgenden Fragen nach: Welche Ziele haben die EU und Deutschland sich gesetzt? Sind wir auf dem Pfad zur Zielerreichung und sind diese Ziele kompatibel mit dem 1.5° Ziel von Paris? Was sind die wichtigsten Pfeiler der Energiepolitik und verändert sich das gerade unter der neuen Regierung? Hört jemand auf die Wissenschaft? - Einblicke aus der Praxis der Politikberatung. Welche Herausforderungen ergeben sich für die Energiewende aus den aktuellen geopolitischen Entwicklungen?
Photovoltaik - eine zentrale Säule der zukünftigen nachhaltigen Energieversorgung
Prof. Dr. Giso Hahn
Für die Minimierung von CO2-Treibhausgasemissionen muss die zukünftige Energieversorgung weitgehend ohne fossile Energieträger auskommen. Für den Stromsektor lässt sich dies vor allem durch die Nutzung von Windenergie und Photovoltaik, also die direkte Umwandlung von Licht in Strom, bewerkstelligen. Zusätzlich müssen die anderen Sektoren wie z.B. Verkehr und Wärmeerzeugung weitgehend mit dem Stromsektor gekoppelt werden, was den zukünftigen Strombedarf noch deutlich erhöhen wird. Im Vortrag werden nach einer Motivation das Funktionsprinzip der Photovoltaik erklärt, der Status Quo dargelegt und zukünftige Entwicklungen thematisiert. Neben den technologischen Aspekten spielen dabei auch politische Fragen der Umsetzbarkeit eine zunehmend wichtige Rolle.
Grundlagen der CO2-Bepreisung in Europa und Deutschland
Prof. Dr. Frank Best
Die Bepreisung von Treibhausgasemissionen gilt als effiziente und sozialverträgliche Möglichkeit, die Ziele des Übereinkommens von Paris zu erreichen. Der Vortrag beschreibt das Konzept der CO2-Bepreisung in der Theorie sowie die praktische Umsetzung durch den europäischen Emissionshandel EU-EHS und den deutschen Emissionshandel nEHS. Die wesentlichen Unterschiede zwischen einem Cap&Trade Emissionshandel und einer CO2-Steuer werden dargestellt. Weiterhin werden verschiedene Möglichkeiten der Verwendung der Einnahmen und deren Verteilungswirkung auf die Bevölkerung besprochen.
50 Jahre Limits to Growth - eine kulturwissenschaftliche Reflexion über die Grenzen des Energiekonsums
Prof. Dr. Kirsten Mahlke
Klimaschutzpolitische Appelle zur Transformation der Energieversorgung rufen zur Substitution fossiler Energien durch "erneuerbare" auf: Wind-, Solar- und Wasserstoffanlagen sollen künftig den Bedarf an Energie befriedigen. Elektrifizierung, Technologie-Booster, Effizienzmaßnahmen, so wird suggeriert, könnten die Energiewende herbeiführen und zur Einhaltung der Pariser Klimaziele beitragen. Dass die Transformation jedoch keine rein technologische sein kann, haben die Mitglieder des Club of Rome bereits vor 50 Jahren in ihrem Bericht Limits to Growth (1972) zu Protokoll gegeben: Ihre Vorstellung von Transformation war, das Wachstumsprimat der Ökonomie durch das Ziel eines globalen Gleichgewichts zu ersetzen. Im Vortrag wird diese Forderung nach Begrenzung des Konsums im Kontext von Ideen zur Energietransformation der 1970er Jahre vorgestellt."
Mathematische Optimierung in der nachhaltigen Transformation des Energiesektors
Prof. Dr. Stefan Volkwein
In dem Vortrag wird anhand unterschiedlicher Beispiele aus dem Energiesektor erläutert, wie sich Methoden der Mathematischen Optimierung im Energiesektor einsetzen lassen, um eine nachhaltige Transformation zu erreichen. Hierzu ist es notwendig, die Prozesse im Energiesektor durch mathematische Modelle zu beschreiben, um eine Vorhersage für die Zukunft machen zu können. Wenn dies möglich ist, kann durch optimale Eingriffe eine nachhaltige Energieversorgung erzielt werden. Dabei muss allerdings auch die Nachhaltigkeit als mathematisches Zielkriterium formuliert werden. Dann können problemangepasste Optimierungsmethoden entwickelt und am Rechner umgesetzt werden. Dabei entstehen neue und vielfältige Herausforderungen an die Methodenentwicklung in der Optimierung.
Verteilungswirkung und öffentliche Akzeptanz ambitionierter Klimapolitik
Ass.-Prof. Dr. Lena Maria Schaffer
Effektive und ambitionierte Klimapolitik, die z.B. über CO2-Bepreisung funktioniert, generiert Gewinner und Verlierer innerhalb der Gesellschaft. Für eine gesellschaftlich nachhaltige Klimapolitik ist das Wissen über die öffentliche Akzeptanz von Massnahmen zentral, bzw welche Verteilungskonflikte entstehen könnten und kompensiert werden müssen. Der Talk geht in diesem Zusammenhang vor allem auf das schweizerische CO2-Gesetz ein. Anhand einer 2-welligen Panelerhebung im April/Mai und Juni 2021 wird erörtert wie sich Kampagnen über Verteilungswirkung auf die Akzeptanz eines Politikwandels hin zu ambitionierterer Klimapolitik auswirken.
Verfahrensbeschleunigung um jeden Preis? Die Energiewende im Spannungsfeld von Umwelt- und Naturschutzrecht
Dr. Julia Chladek
Die Energiewende braucht Infrastruktur. Noch immer fehlen tausende Kilometer von Leitungen, um die in den Offshore-Windkraftanlagen von Nord- und Ostsee gewonnene Energie zu den Großverbrauchern im Süden und Westen zu transportieren. Doch Deutschland hinkt bei der Realisierung von Infrastrukturgroßprojekten hinterher. Planungs- und Genehmigungsverfahren dauern Jahre und Jahrzehnte. Auch auf der Agenda der Ampel-Koalition steht die Verfahrensbeschleunigung daher an oberster Stelle. Die Umsetzung der Energiewende um jeden Preis lässt dabei schnell in Vergessenheit geraten, dass auch auf der „anderen Seite“ schützenswerte Umwelt- und Naturschutzbelange stehen – und führt zur Wahl fragwürdiger Methoden. Denn auch nach der Vorstellung der teil-grünen Bundesregierung soll der primäre Beschleunigungseffekt aus der faktischen Abschaffung der Umweltverbandsklage resultieren.