uni’kon: Herr Baumgartl, haben Sie
selbst als Student in einem studentischen
„Heim“ gewohnt, wie man früher zu
den Wohnanlagen sagte?
Helmut Baumgartl:
Nein, ich habe
erst drei Tage vor Beginn des Studiums
in Karlsruhe im Nachrückverfahren eine
Zusage bekommen. Finden Sie mal in
drei Tagen ein Zimmer! Das gelingt auch
in einem Wohnheim nicht. Ich hatte ei-
nen kleinen alten Wohnwagen und bin
für sechs Wochen auf den Campingplatz
gezogen. Beim Einkaufen habe ich dann
zufällig die Senior-Chefin einer großen
Bäckerei kennengelernt. Früher hatten
die Bäckereien Kost und Logis für ihre An-
gestellten. Sie hat mir ein Zimmer ange-
boten. Ich war dann zumindest für mein
Grundstudium in Karlsruhe versorgt.
Gab es etwas, um das Sie Ihre Kommili
tonen im Wohnheim beneidet haben?
Baumgartl:
Wenn ich am Wohnheim
vorbeigeradelt bin, dachte ich oft: Die
haben es gut. Die müssen sich um nichts
kümmern. Alles wird von den Hausmeis-
tern erledigt. Dafür hatte ich allerdings
jeden Tag kostenlos frische Brezeln.
Frau Lungstras, Sie sind bei Seezeit für
den Mieterservice zuständig. Stimmt das,
dass sich die Studierenden um nichts
kümmern müssen?
„Die
haben
es gut“
Gespräch mit dem Geschäftsführer von Seezeit Studieren
denwerk Bodensee Helmut Baumgartl, der Seezeit-Mitar
beiterin Ursula Lungstras und dem Studierenden Sebastian
Rauber über Wohnanlagen
Ursula Lungstras:
Wir nehmen ihnen
schon einiges ab, das sie auf dem privaten
Wohnungsmarkt selbst erledigen müssten.
Wir terminieren die Ein- und Auszüge und
unterstützen die Studierenden und unsere
Hausmeister an diesen Tagen. Wir helfen
beispielsweise auch den internationalen
Studierenden, Fuß zu fassen. Tutorentä-
tigkeiten sind auch mit eingebunden. Es
gibt fast in jeder Wohnanlage einen Tutor.
Herr Rauber, Sie studieren im vierten
Semester und wohnen seit drei Semes
tern in einer Wohnanlage, warum?
Sebastian Rauber:
Ja, eben darum.
Es kommt hinzu, dass die Miete studie-
rendengerecht und pauschal ist, dass ich
mich nicht um Müllgebühren kümmern
und mich nicht mit irgendwelchen Äm-
tern rumschlagen muss, die Kehrwoche
entfällt, und ich treffe auf keine schlecht-
gelaunten Vermieter. Außerdem ist es mit
den anderen Mietern sehr angenehm.
Was ist wichtig in einer Wohnanlage?
Rauber:
Es sollte Gemeinschaftsräume
geben, in denen wir uns treffen können.
Ich selbst wohne in der Wohnanlage Son-
nenbühl West I, das ist die neueste Wohn-
anlage. Dort ist es nicht so hellhörig, das
finde ich auch wichtig.
Baumgartl:
Wir sind viele Jahre ange-
halten worden, möglichst viele Studieren-
de in den Wohnanlagen unterzubringen.
Wir haben bei Seezeit die höchste Versor-
gungsquote in ganz Baden-Württemberg.
Weil wir jahrelang permanent die Wohn-
anlagen nachverdichten mussten, ging
das irgendwann zu Lasten der Gemein-
schafträume. Wir planen nun in einigen
Wohnanlagen, dort wo es bautechnisch
möglich und genehmigt ist, bestehende
Gemeinschaftsräume zu reaktivieren. Es
gibt einen aktuellen Trend, dass es nicht
nur mehr darum geht, ein Dach über dem
Kopf zu haben, sondern sich in den Wohn-
anlagen kennenzulernen. Trotz der Sozia-
len Medien wollen sich die Studierenden
auch persönlich austauschen.
Herr Baumgartl, in welchem der Kons
tanzer Seezeit-Wohnanlagen würden Sie
am liebsten wohnen?
Baumgartl:
Das darf ich eigentlich gar
nicht laut sagen. Ich war nach Abschluss
einer Baumaßnahme einmal zu einem
Grillfest in der Jungerhalde eingeladen, es
hat mir dort sehr gut gefallen. Ich würde
am liebsten in die Jungerhalde ziehen.
Und was war da so toll?
Baumgartl:
Der Austausch unter
den verschiedenen Bewohnergruppen.
Die Studierenden ziehen mit den nicht-
studierenden Nachbarn an einem Strang.
Ich bin meinem Job ja angetreten, um die
S. 48
Eine Bilderstrecke zu den Wohn-
anlagen können Sie auf unserer
Jubiläums-Website abrufen:
– uni.kn/50jahre/unikon/bilder»Essenszeit. Wohnzeit.«