Liberalismus (Be-)denken. Konzepte europäischer Identität im frühen 20. Jahrhundert
Journée d'étude an der Ruprecht-Karls-Universität Heidelberg, 30.09.–01.10.2021
Journée d'étude des internationalen Forschungsprojekts "(Re)Penser le libéralisme: Les idées d'Europe (1900–1950)"
Die Frage einer europäischen Identität wurde in den Intellektuellendiskursen des frühen 20. Jahrhunderts länderübergreifend kontrovers diskutiert. Besonders nach dem Ersten Weltkrieg zirkulierten dabei in großer Zahl politische, gesellschaftliche und kulturelle Europa-Konzepte, die den Liberalismus problematisierten oder sich dezidiert gegen liberale Ideen richteten, keinesfalls als hell leuchtende Vorläufer der Europäischen Union gelten können und in der Forschung bislang unterrepräsentiert sind.
Die internationale und interdisziplinäre Journée d’étude untersucht, wie Intellektuelle unterschiedlicher Profession und Nationalität europäische Identität(en) in fachwissenschaftlichen, essayistischen und weltanschauungsliterarischen Texten zwischen 1900 und 1950 entwerfen. Ihre Auseinandersetzung mit liberalen Denktraditionen steht dabei ebenso im Fokus wie die intellektuellen Konstellationen, politisch-kulturellen Kontexte und spezifischen Schreibweisen der heterogenen Europa-Entwürfe.
Die Journée d’étude ist Teil eines internationalen Forschungsprojekts der Ruprecht-Karls-Universität Heidelberg (Prof. Dr. Barbara Beßlich) in Kooperation mit der Sorbonne Université Paris (Prof. Dr. Olivier Agard) und der Università Ca’ Foscari Venezia (Prof. Dr. Cristina Fossaluzza) und wird gefördert durch das Centre interdisciplinaire d’études et de recherches sur l’Allemagne (CIERA).
Programm
Donnerstag, 30. September 2021
14.30 Uhr Prof. Dr. Olivier Agard (Paris), Prof. Dr. Barbara Beßlich (Heidelberg), Prof. Dr. Cristina Fossaluzza (Venezia): Begrüßung und thematische Einführung
Moderation: Prof. Dr. Barbara Beßlich (Heidelberg)
14.45 Uhr Prof. Dr. Maurizio Pirro (Milano): Theodor Lessings Europa-Bild im Kontext seiner kulturkritischen Schriften
15.30 Uhr Prof. Dr. Anne Kraume (Konstanz): Europa und die kulturelle Verspätung Spaniens bei Ernst Robert Curtius und Américo Castro. Anmerkungen zu einer freundschaftlichen Debatte
16.15 Uhr Kaffeepause
Moderation: Prof. Dr. Cristina Fossaluzza (Venezia):
16.45 Uhr Tillmann Heise (M.A.) (Heidelberg): ‚Konservative Revolution‘ transnational. Der Kulturbund und die Europäische Revue als Beispiel für einen europäischen Antiliberalismus der Zwischenkriegszeit
17.30 Uhr Bérénice Palaric (M.A.) (Paris): Der Begriff des „Europäismus“ in Ernst Troeltschs Spätwerk (1917–1923). Ein kulturpolitischer Vorschlag in der pluralistischen Moderne
18.15 Uhr Prof. Dr. Thomas Keller (Aix-en-Provence): Europa als dritter Weg. Die Nonkonformisten der 1930er Jahre
Freitag, 1. Oktober 2021
Moderation: PD Dr. Bernhard Walcher (Heidelberg)
9.30 Uhr Tobias Wissinger (M.A.) (Berlin/Heidelberg): Thomas Manns Essayistik der Jahre 1918‒1926. Als Europäer auf der Suche nach der Einheit in der Vielfalt?
10.15 Uhr Prof. Dr. Cristina Fossaluzza (Venezia): Giuseppe Antonio Borgeses kulturkritische Auseinandersetzung mit Europa
11.00 Uhr Kaffeepause
Moderation: Prof. Dr. Anne Kraume (Konstanz)
11.30 Uhr Prof. Dr. Daniel Winkler (Heidelberg): Austromarxismus in Südosteuropa? Zum Triestiner Sozialisten und Exilanten Valentino Pittoni
12.15 Uhr Prof. Dr. Tomislav Zelic (Zadar): Mediterraner Liberalismus in Mitteleuropa am Vorabend des Ersten Weltkriegs
13.00 Uhr Mittagspause
Moderation: Prof. Dr. Olivier Agard (Paris)
14.30 Uhr PD Dr. Bernhard Walcher (Heidelberg): „Im Schatten gigantischer Bedrohungen“. Rasse und Nation, Geschichte und Geographie in Kasimir Edschmids Europa-Konzepten zur Zeit der Weimarer Republik und nach dem Zweiten Weltkrieg
15.15 Uhr Prof. Dr. Aleš Urválek (Brno): Gute und böse Europäer revisited: Europamemoiren von Richard Coudenhove-Kalergi und Karl Anton Rohan
16.00 Uhr Abschlussdiskussion