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S. 16

uni’kon: Die Universität Konstanz wurde als

Reformuniversität gegründet. Ihre Reformbereit­

schaft bis heute wird gemeinhin als Hauptgrund

dafür genannt, dass sie als mittelgroße Universität

mit großen Volluniversitäten mithalten kann.

Was umfasst die Reformbereitschaft im Fall

der Universität Konstanz?

Prof. Dr. Ulrich Rüdiger:

Wenn wir uns die Grün-

dungsidee anschauen, erkennen wir flache Hierarchi-

en, offene Strukturen, direkte Kommunikation. Die

Gründer wollten damals nicht einmal große Hörsäle,

sondern eher Seminarräume für Kleingruppenarbeit.

Da im Vergleich zu typischen Volluniversitäten die

Fachbereiche der Universität Konstanz eher als klein

einzuschätzen sind, müssen sie mit anderen Fach-

bereichen zusammenarbeiten, um wissenschaftliche

Sichtbarkeit auf internationalem Niveau zu erreichen.

Gerade wurde an der Universität Konstanz ein neuer

Sonderforschungsbereich in der Chemie bewilligt, bei

dem die Physik beteiligt ist. Auch über zentrale Ein-

richtungen und Dienstleistungen wie die Bibliothek

sind die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler

angehalten, sich über die Fachbereichsgrenzen hin-

aus zu orientieren. Wir haben die Idee der zentralen

Einrichtung mit einem Programm für zentrale Labore

weiterentwickelt, zum Beispiel mit Laboreinheiten

wie Bioimaging oder dem Nanolabor. Ein weiterer

wichtiger Baustein ist die leistungsorientierte Mit-

telvergabe. Die Betriebsmittel zur Führung einer Ar-

beitsgruppe sind zunächst minimal. Als Grundlage

für weitere Mittel werden zusätzliche aktuelle Leis-

tungsberichte inklusive einer Ideenskizze für zukünf-

tige Vorhaben eingefordert. Wie viel habe ich publi-

ziert, welche Drittmittel habe ich eingeworben, wie

viele haben bei mir einen akademischen Abschluss

gemacht? Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler

Goldene

Zeiten

Rektor Prof. Dr. Ulrich Rüdiger über

sein Verständnis einer Reformuniversität

sind dadurch immer wieder gezwungen, sich zu hin-

terfragen: Ist es zeitgemäß, was ich forsche, bringt

uns das weiter? Braucht die Gesellschaft in diesem

Bereich Anregungen und Antworten? All das gab es

von Beginn der Universität Konstanz an und wurde

nicht zuletzt durch die Exzellenzinitiative weiterent-

wickelt. Das war ein gelungener und zukunftsweisen-

der Start vor 50 Jahren.

Die Mitglieder des internationalen Gutachter­

gremiums, die sich bei der Exzellenzinitiative

die Universität Konstanz anschauten, sahen

das offenbar ähnlich.

Die Strukturen, die der Universität Konstanz ge-

geben wurden, gab es 1966 und die Jahre danach in

keiner anderen deutschen Universität. Bei der Ent-

wicklung dieser Ideen wurde auch auf das angelsäch-

sische Hochschulsystem geachtet und geschaut, was

gewinnbringend übertragbar ist. Das Gutachtergre-

mium in den beiden Runden der Exzellenzinitiative

war sehr international, viele kamen aus dem angel-

sächsischen System. Die haben sehr gut verstanden,

was wir hier leben und was wir weiterentwickeln.

50er-Jubiläen werden ja als golden bezeichnet. Die

Gründungsideen der Universität Konstanz waren auf

jeden Fall Gold wert.

Was muss eine Reformuniversität heute sein?

Hinter einer Reformuniversität steckt für mich

eine moderne Universität, die das Selbstverständ-

nis hat, innovativ zu sein. Bei unserem Workshop in

Berlin zum Thema Reformuniversitäten (siehe S. 19)

hat sich gezeigt, dass der Reformgedanke im Fall der

Universität Konstanz im Vergleich zu anderen zeit-

gleichen Neugründungen sehr konkret war. Für mich

heißt das immer wieder zu hinterfragen: Sind die

»

Gut in Reform?

«