Table of Contents Table of Contents
Previous Page  69 / 82 Next Page
Information
Show Menu
Previous Page 69 / 82 Next Page
Page Background

S. 69

werden können. Man muss weniger reisen,

um an Medien heranzukommen. Das kann

jedoch gleichzeitig ein Nachteil sein, wie

ein Wissenschaftler einmal scherzhaft

sagte: Seine Forschungsreisen seien we-

niger geworden, da wir ihm das Material

digital auf den Schreibtisch liefern. Zu

Zeiten meiner Abschlussarbeit in Poli-

tikwissenschaft musste ich ein Archiv in

Hamburg besuchen, da das Material di-

gital nicht verfügbar und natürlich auch

nur vor Ort nutzbar war. Als junge Wis-

senschaftlerin vor diesem Material zu

sitzen und den Hauch der Geschichte zu

spüren – das waren erhebende Momente.

Solche Situationen werden mit der Digita-

lisierung natürlich weniger. Dafür sinken

die Kosten für die Studierenden und Wis-

senschaftlerinnen und Wissenschaftler.

Und was das Lesen selbst betrifft: Früher

lag beim Lesen ein Buch vor einem, sonst

nichts. Sie konnten sich gut auf den In-

halt konzentrieren. Heute sind Sie beim

digitalen Lesen leichter ablenkbar, da die

Geräte in der Regel nicht nur das Lesen

ermöglichen, sondern das weltweite In-

ternet immer neben Ihnen sitzt. Hier ist

Selbstdisziplin und Weiterentwicklung der

Geräte gefragt.

Wie sehen Sie die Rolle der Universitäts­

leitung für den Erfolg der Bibliothek?

Die Zusammenarbeit in den 20 Jahren,

in denen ich hier bin, war richtig gut. Die

kurzen Wege in Konstanz sind sehr posi-

tiv. Wenn es schwierig wird, kann ich mit

der Universitätsleitung sprechen, ohne

dass ich Wochen auf einen Termin warten

muss. Die Teilschließung der Bibliothek

wegen der Asbestfunde 2010 war der Prüf-

stein. Von Anfang an war klar: Alle ziehen

an einem Strang, immer in dem Bewusst-

sein, dass es weitergeht. Als Direktorin der

Bibliothek arbeite ich beziehungsweise

habe ich mit zwei Rektoren zusammen-

gearbeitet, Herrn v. Graevenitz und Herrn

Rüdiger. Mit beiden gab und gibt es eine

gute sachliche Ebene und vertrauensvol-

le Zusammenarbeit. Es hilft, miteinander

zu reden. So können Dinge vorangebracht

werden.

Wann wird die Bibliothek der Uni­

versität Konstanz wieder zur Bibliothek

des Jahres gewählt?

Das muss meine Nachfolgerin oder

mein Nachfolger übernehmen. Wenn ich

persönlich diese Ehrung nochmal anstre-

ben würde, müsste ich Konstanz verlas-

sen, so sieht es das Regelwerk vor. Das will

ich aber gar nicht. Ich bin sehr gern hier,

nach wie vor  

.

Petra Hätscher

ist seit 2007 Direk-

torin der Bibliothek der Universität

Konstanz, seit 2014 Direktorin des

Kommunikations-, Informations-,

Medienzentrum (KIM), das der

Dienstleister für IT- und Bibliotheks-

dienste ist. Zuvor war sie seit 1996

Stellvertretende Direktorin. Vor

ihrer Zeit in Konstanz leitete sie von

1992 an die Stadtbibliothek Berlin-

Kreuzberg. Sie war und ist Mitglied

diverser Gremien, zum Beispiel

von 2010 bis 2016 im für Literatur-

versorgung zuständigen Ausschuss

der DFG. Aktuell ist sie Mitglied im

Bundesvorstand des Deutschen

Bibliotheksverbandes.

Die Bibliothek der

Universität Konstanz

ist eine zentrale Freihandbib­

liothek mit einem Bestand

von mehr als zwei Millionen

Bänden und bietet Zugriff

auf zehntausende lizensierter

elektronischer Publikatio-

nen. 2010 wurde sie vom

Deutschen Bibliotheksver-

band und der Zeit-Stiftung

als Bibliothek des Jahres

ausgezeichnet. Im Herbst

2010 musste sie aufgrund

von erhöhten Asbestwerten

in weiten Teilen geschlossen

werden. Seit September

2015 stehen wieder drei

Viertel der sanierten Flächen

zur Verfügung.

»... als

Kommunikations-, Informations-,

Medienzentrum.

«