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uni’kon: Frau Dr. Gaudenzi, ist die Universität
Konstanz für Sie ein internationaler Ort?
Dr. Bianca Gaudenzi: Absolut. Was ich beson-
ders schön finde: Das Zukunftskolleg der Universität
Konstanz ist sehr international, hat aber alle Vorteile
des deutschen Systems. Viele der Fellows haben eine
große internationale Erfahrung, haben in vielen Län-
dern gewohnt und gearbeitet. Beim Mittagessen kann
man sich mit Kollegen aus allen Ländern über Politik
und foreign affairs austauschen: Mathematiker aus
Griechenland, Physiker aus Indien, Philosophen aus
den USA. Die Menschen an der Universität Konstanz
haben sehr viel Lust auf einen Dialog mit Menschen
aus anderen Ländern. Die Stimmung ist sehr interna-
tional, ohne „zu luftig“ zu sein.
Inwiefern hat diese internationale Atmosphäre
einen Einfluss auf Ihre Forschungsarbeit?
Es ist sehr bereichernd, wenn man verschiedens-
te Standpunkte zu sehen bekommt und seine eigene
Forschung mit anderen Augen betrachten kann. Für
meine eigene Forschung ist das besonders gut, gera-
de weil ich transnationale Geschichte betreibe. Von
Kollegen aus anderen Ländern und Fächern bekomme
ich viele Fragen gestellt, an die ich überhaupt nicht
gedacht hätte. Ich bekomme verschiedene Seiten
zu sehen, die ich aus meiner nationalen Perspektive
heraus vielleicht nicht sehen würde.
Was brauchen junge Wissenschaftlerinnen
und Wissenschaftler? Welche Rahmenbedingungen
sollte eine Universität ihnen geben?
Was wir am dringendsten brauchen ist Zeit. Zeit
und Ruhe, um richtig zu forschen, zu lehren und die
Ergebnisse zu publizieren. Aber auch finanzielle Un-
terstützung und Flexibilität. Was ich schon bei meiner
Bewerbung am Zukunftskolleg richtig toll fand – und
damals ganz neu – ist diese maßgeschneiderte Förde-
rung von PostDocs, dieser Fokus auf Nachwuchswis-
senschaftler. Dieser Lebensabschnitt ist für Wissen-
schaftler besonders wichtig. Es schadet der Qualität
der wissenschaftlichen Arbeit, wenn man sich in die-
ser Zeit ständig um neue Stipendien kümmern muss,
keine sicheren Perspektiven hat. Den jungen Wissen-
schaftlern sollte darum mehr Zeit und festere Pers-
pektiven geben werden. Da geht es um Qualität
.
Dr. Bianca Gaudenzi
ist seit 2015 Post-
doctoral Fellow an der Universität Konstanz
und zugleich Research Associate an der Uni
versity of Cambridge. Die Historikerin lehrt
und forscht in Italien, England und Deutsch-
land zur Kultur- und Sozialgeschichte in
der Zwischenkriegszeit und Nachkriegszeit
des 20. Jahrhunderts. Ihr aktuelles For-
schungsprojekt befasst sich mit der Rück-
gabe von Beutekunst nach dem Zweiten
Weltkrieg.
Das Ontario/Baden-
Württemberg-Programm
feiert 2016 sein 25-jähriges
Bestehen. An dem Pro-
gramm nehmen derzeit zwölf
Hochschulen Ontarios und
neun Universitäten Baden-
Württembergs teil.
»Ich war immer hier,
auf dem Gießberg, auf Ebene A5.«